Deutsche Bucht, Norderney: Malheur 1.0


Das Boot schaukelt inzwischen ruhig in der See, 

doch man sieht noch, was es durch machen musste. 

Die Segel hängen in den schnell fixierten Gurten, die Fock zerfetzt am Seezaun.
Reste von Hagel und Nordsee noch sichtbar. Auch Innen herrscht Chaos.
Salzige Suppe tropft von der Decke und sammelt sich in kleinen Lachen. 
Die Bodenbretter schwimmen in schaumigem Wasser. 
Dazwischen stehen die beiden Kämpfer und schauen sich mit müden Augen an:
Das Vorsegel hatten sie verloren, aber die Schlacht überstanden. 
Doch Sie wissen, ohne die Hilfe des Windes würden sie noch immer dort Draußen sein.



Nein, nein es war nicht ganz so schlimm! Wir sind gegen 10 Uhr in Helgoland ausgelaufen. Angesagt waren maximal 25 Knoten aus Nordwest. Also hätten wir einen gemütlichen Anlieger nach Norderney haben müssen. Es kam aber natürlich anders. So hatten wir mit vielen Böen mit bis zu 32 Knoten aus Südwest zu kämpfen. Dazu kam, dass unsere Fock zerplatzt ist und wir so die Sturmfock anschlagen mussten. Diese ist jedoch nicht fürs Kreuzen geschnitten.. Wer fährt auch bei Sturm gegen den Wind, Beidrehen mal ausgenommen? 

Jedenfalls haben wir für die letzten 20 Meilen ca. 9 Stunden gebraucht(Motoren war bei 2-3 Meter Welle nicht möglich) und uns durch unendliche viele Gewitter mit Hagel und Gegenstrom durchgekämpft. Ablaufen nach Langeoog oder Cuxhaven ging da nicht mehr. Die Entscheidung, abzudrehen und Schlafschichten einzulegen hätten wir leider früher fällen müssen, aber wir wollten es einfach nicht wahr haben. Daraus werden wir lernen. 

Total erschöpft aber glücklich einige Meilen weiter Richtung Karibik gekommen zu sein legten wir uns schlafen. Heute Morgen war klar, heute segeln wir nicht los. Aber nicht weil uns die Lust vergangen wäre, sondern weil wir eine Menge zu tun hatten. Denn die Bestandsaufnahme war ernüchternd:

  • Bilge voll mit Wasser, geplatzten Dosen(das arme Bier) und Waschmittel(das hat ungewollt  den Geruch erheblich verbessert ;D
  • Fock gerissen auf 1,5m Länge
  • Alle Kojen, Ölzeug und Klamotten nass bis feucht
  • Buglicht,  Bilgepumpe & ein Laderegler defekt
Naja, das sind alles keine großen Probleme: Nach der ersten vernünftigen, warmen Mahlzeit seit 30h  und ausreichend Schlaf sind wir wieder hoch motiviert. Wir machten uns ans Aufräumen, Trocknen und Reparieren. 

Wie geht es nun weiter? Aufgrund mehrerer vorhergesagter, starker Westwinde tendieren wir inzwischen trotz des ganzen Motorens dazu die Standen Mast Route zu nehmen. Dazu haben wir von einem sehr nettem Holländer, den wir schon aufm Dänholm getroffen haben und der uns auf Marine Traffic folgt(Ja wir haben schon Fans ;D) einen Tipp bekommen: also werden wir morgen früh übers Watt(mal sehen :o) nach Delfzijl und dann einige Tage durch die Holländischen Kanäle bis ins Ijsselmeer. Je nach Wind geht es dann wieder auf die Nordsee Richtung Dover oder weiter durch die Kanäle, bis nach Seeland und dann in den Ärmelkanal. 
Soweit so gut, macht euch keine Sorgen, wir werden weiter Berichten.

Andiamo over and out





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