Staande Mastroute, Enkhuizen: Motoren hin oder her, Holland gefällt uns sehr


Wenn man das Brummen des Motors und den nicht sehr dezenten Geruch von Dung mal weglässt dann war die Staanden Mast Route tatsächlich sehr schön. Nach drei Tagen und etwa tausend Brücken sind wir nun übers Ijsselmeer in Enkhuizen angekommen. Gesehen haben wir viele schöne Wiesen mit Kühen und ihrem Mist, aber auch sehr ruhige Dörfer, wo wir direkt an den Häusern vorbei fahren konnten. Gelegentlich wurde uns mal von einer Brücke ein Holzschuh runter gereicht, in dem wir einen schmalen Taler lassen mussten. Dann hat der Brückenwart uns durch gelassen und ist mit Fahrrad oder Vespa zur Nächsten gefahren. 


Das ganze hat super funktioniert, bis SY Ran uns in Leeuwarden verlassen hat. Das war schade, aber die typischen Honigwaffeln und Lakritze, die sie uns zum Abschied geschenkt hatten, haben uns ein wenig trösten können.  In Leeuwarden hatten wir auf Grund des Feierabendverkehrs der Stadt zwei Stunden Zwangspause, bis die Brücken wieder geöffnet haben. In der Zeit haben wir die Stadt besichtigt. Unsere Lieblingsstrategie ist es, abseits des Mainstreams in kleinen Gassen umher zu wandern, aber auch mal ein Käse- und Wurstladen leer zu probieren. ;D Sonnst war die aktuelle Kulturhauptstadt und Hauptstadt Frieslands sehr nett und trotzdem ruhig. Wenn hier nicht ständig so ein diesiges Wetter wäre könnte man auch bestimmt ein paar Tage länger bleiben. Nur eins noch zu der Stadt. Noch gibt es einen sehr, sehr schiefen Turm von Leeuwarden. Es ist ja sehr moorig hier und nach den ersten zehn Metern der geplanten Kathedrale ist eine Seite versackt, woraufhin der Baumeister einfach nach Lot „gerade“ nach oben weiter gebaut hat und so weiter.. Die spinnen die Friesen, würde Obelix sagen. ;D Nein, sie sind einfach unbeschreiblich aufgeschlossen und sehr lustig. Denn diese Geschichte hatte uns eine eben hier aufgewachsene Friesin der SY Blikvijs (die Aluyacht) erzählt und uns auch noch eine typische Wurst mitgebracht, die wir aber noch ein bisschen hängen lassen sollen. Nicht, dass es eigentlich zwei waren und wir die eine sofort verschlungen hätten…
Jedenfalls sind wir abends mit der Aluyacht noch ein wenig weiter gefahren. Doch ohne die Ran wollten uns die Brücken einfach nicht mehr so schnell öffnen. Es war aber eine tolle Erfahrung mit der Andiamo über eine Autobahn zu fahren. Gegen Abend haben wir uns mitten im Nichts festgemacht und lecker Brathering mit Kartoffeln gegessen. Endlich gab es mal Fisch. Lennart hat die Angel ja noch immer nicht ausprobiert.. Dann haben wir den beiden verbliebenen Holländern,  noch unseren selbst gemachten Sanddornschnaps gezeigt. Zusammen mit ihrem Ingvertee hat das die Kälte schön vertrieben. 

Nun mussten wir uns auch von ihnen verabschieden. Wir freuen uns jedoch, die beiden in Amsterdam wieder zu treffen, wo wir netter Weise ihren Liegeplatz in Anspruch nehmen dürfen. Das ermöglich uns dort einige Tage zu verweilen, die Stadt zu inspizieren und unserer Andiamo wieder flott fürs Hochseesegeln zu machen. Das in den gemütlichen Kanälen entstandene Chaos können wir jedenfalls nicht wieder auf die Nordsee schippern.. 

Ansonsten haben wir festgestellt, dass unsere Vorräte eher für eine Non-Stop-Weltumsegelung ausgelegt sind, aber wir futtern unser Boot fleißig immer leichter. Gerade Lennart hat gefühlt immer Hunger. Mit drei vernünftigen warmen Mahlzeiten und zwei Snacks sind wir aber sehr glücklich und werden immer kreativer. Wer sagt man müsse beim Langfahrtsegeln, kulinarisch auf etwas verzichten, hat keine Ahnung: Wir essen viel frisches Obst und Gemüse, hatten von Steak über Salat bis Curry und Pudding so ziemlich alles, was man sich wünschen kann. Solange Lennart fleißig schnippelt und abwäscht kann Vale auch alles zaubern, was uns gerade einfällt. 

Ja, es ist genauso, wie es klingt, einfach genial. 
Grüße aus den Niederlanden
Lennart und Vale

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