Ärmelkanal: Andiamo rennt


Nanu schon so weit? Tatsächlich, wir sind jetzt schon in England angekommen. Mit Ziel Dover ging es von Ijmuden aus los. Ab wieder auf die Nordsee, die Nordsee, die uns beim letzten Mal so viel abverlangt hatte…

Also zogen wir die neue, kleine Fock hoch und das Schaukeln begann von neuem. Es war uns wieder ein bisschen komisch, bei den ersten Wellen, doch das legte sich schnell. Der Wind war  einfach klasse. Wir hatten maximal 15 Knoten aus räumlichen Richtungen und kamen mehr als gut voran. 



Bei Rotterdam gab es dann den ersten Adrenalinkick. Wir waren gerade in die riesige Pilot- und Verkehrstrennungszone eingefahren um diese auf unserem Weg in den Süden zu kreuzen, als ein Pilotboot mit Vollgas auf uns zu gefahren kam. Doch sie riefen uns nur zu, wir sollen Kanal 2 einstellen. (Keine Ahnung warum sie das nicht über Funk angekündigt haben). Wir hörten nun jedenfalls den richtigen Kanal ab und warteten was passieren würde:







-„Andiamo, Andiamo, this is Pilot Mars. What is your intention skipper?
Äh, gute Frage, wir wollen ja in die Karibik, also -„Pilot Mars, Andiamo, We want to cross the trafficseperationzone to get to Dover.“
Dann wurden wir zwischen sämtlichen Frachtern durchgelotst bis schließlich:
-„Andiamo, Pilot Mars, you’re leaving the pilot zone. Thank you for your cooperation. Bye“
-„Pilot Mars, Andiamo, thank you, bye bye.“

Stille, die Sonne geht unter & Lennart geht ins Bett. Und so nahm Vale Kurs auf Dover. Viele hatten uns Respekt vor dem vielen Verkehr eingeredet, mal sehen. Doch es war ziemlich ruhig. Die  paar Fähren blieben brav in ihren Fahrrinnen und wir hielten uns daneben. Der Großteil an Dampfer(bis zu 1200 ft lang) lag vor Anker. Als wir mal zwischen zwei so Ankergebieten durchgesegelt sind war es durch die ganzen Lichter Taghell(naja nicht ganz). Alle weiteren Verkehrstrennungsgebiete passierten wir problemlos. Die Berufsschiffahrt lässt einen ganz gut durch, aber aufpassen musste man schon. 

Die erste Nacht haben wir noch wenig geschlafen und so morgens noch ein wenig weiter gedöst. Da kam dann auch schon Dover in Sicht. Wir hatten mit fünf Knoten fahrt gerechnet, kamen aber auf Spitzengeschwindigkeiten mit bis zu 9,8 Knoten. Es war aber typisch Englisches Wetter: kühl, diesig und Nieselregen.. Da der Wind noch gut war und auch weiter so stehen bleiben sollte, entschlossen wir uns nicht anzulegen sondern weiter zur Isle of Wight zu schippern. Wir hatten uns an das Geschaukel gewöhnt und feierten mal wieder Neuwasser, den Ärmelkanal.

Unser Bier mussten wir aber abrupt wieder abstellen, als Andiamo auf einmal zu zucken begann und wir erheblich langsamer wurden.  -Nanu? Sind wir bei 30 Meter Tiefe etwa aufgelaufen?? Nein, wir hatten Krebse geangelt. Also einen leeren Kanister an der Oberfläche mit Leine bis zum Grund zu einem Krebskorb. Diese Leine hing uns also am Kiel und wir zogen den ganzen Kram mit uns. Also: in den Wind drehen - Rückwärtsfahren - Wende - Halse - und ab geht er wieder. 
Das war auch schon die größte Action an diesem Abend.

Der Wind nahm ab, wir schlugen die Genua an,
der Wind nahm zu, wir machten die kleine Fock ran,
wir passierten England mit Halbwind,
die Sonne wärmt uns, Cowes kam geschwind.

Ja, dieser immerhin 295 Meilen lange Törn war einfach super. So soll es sein, aber jetzt warten wir hier, auf der Isle of Wight, guten Wind ab um uns weiter nach Plymouth vorzuarbeiten. Mal sehen, was die Insel bis dahin so zu bieten hat. Wir werden es euch berichten. 


Fair winds

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