Falmouth: Zwanzig Meter underground

Ach ja, der Wind hält uns fest im Griff, mal wieder. Dabei kamen wir so motiviert nach Falmouth. Nach den ganzen Delfinen und gemütlicher Raumwindkurse, wollten wir umbedingt schnell weiter. Falmouth sollte unser Ausgangspunkt für die sagenumwobene Biskayaüberquerung werden. Wochenlang war Wind und Wetter nahezu optimal in der Biskaya und jetzt, wo wir hier sind, zieht ein Sturm nach dem anderen durch.
Aber nagut, lieber warten wir ein bisschen und haben dann wieder so eine schöne Überfahrt. Also ging es an Land. Wärmer ist es hier. Der Golfstrom lässt grüßen. Und so ging es nach den kalten Nächten auf See, jetzt in kurzer Hose durch die Stadt. 

Falmouth mit seinen zwanzig tausend Einwohnern ist nicht besonders groß, aber sehr belebt. Die Häuser sehen schon weniger Britisch aus. Die Straßen sind total verwinkelt, es geht ständig hoch und runter und trotz des alten, traditionellen Flairs, laufen vor allem viele junge Studenten rum. Da haben wir mal ein richtig schönes Örtchen entdeckt. Der Strand, dessen Namen wir nicht aussprechen können(Gyllyngvase), sah tatsächlich schon sehr nach Urlaub aus, nur wollte keiner ohne Neo ins Wasser und baden schon recht nicht. Über lauter abgeschliffene Felsen und versteckte Wege kamen wir tatsächlich bei der örtlichen Festung an, die über Falmouth ragt. Nur ragte auch der Eintrittspreis weit über unser Budget hinaus, sodass wir nur einmal drum herum gelaufen sind und von hier Oben den zweitgrößten Naturhafen der Welt betrachten konnten. 

Das war es auch schon mit unseren touristischen Aktivitäten, wir müssen ja mal wieder ein paar Sachen reparieren und verbessern. -Same procedure, as every time - Die Kontakte des Buglichts waren komplett durch gegammelt und nun mussten wir unseren schönen Klassiker mit einem modernem Ersatz verunstalten. Naja, immerhin funktioniert es und wir werden gesehen. 

Nach solch zumindest ansatzweise produktiven Tagen, machen wir es uns abends gerne gemütlich. Wir essen lecker, spielen Karten oder Stratego und lesen. Manchmal philosophieren wir auch, was wohl die „Zuhausegebliebenen“ gerade machen und rufen dann einfach durch. Samstag Abend war es dann soweit: Unsere Freunde waren in geselliger Runde drauf und dran feiern zu gehen und da haben wir uns gefragt, warum eigentlich nicht? Mal sehen was diese Stadt so zu bieten hat. 

Die Straßen leergefegt, nur zwei Gestalten schlendern die hochgeklappten Bürgersteige entlang. Trotz der ausgelassenen Unterhaltung der beiden herrscht vollkommene Ruhe und ihr Worte hallen in den schmalen Gassen nach. Zuerst ist es ein nur Flüstern, ein dumpfes Brummen, was die beiden ihre Ohren spitzen lässt. Mit jedem Schritt weicht die Stille dem Getöse mehr und mehr. Ein Funkeln voraus lässt, die inzwischen aufgeregten Gestalten aufblicken. Schnell sind die letzten Meter zurückgelegt und unbemerkt passen sie ihren Schritt an die immer lauteren Bässe an. Verschmitzt gucken sie sich von der Bar aus um.  Das fruchtige Ale in der Hand ist nicht so spritzig, wie die Szene, die sie gefunden hatten. Junge, fröhliche Studenten tanzen um sie herum. Die beiden lassen sich mitreißen. Es wird getanzt, Wortfetzen gewechselt, und gelacht. Völlig verschwitzt und mit einem Lächeln übers ganze Gesicht  geht es von dem Club in den Nächsten. Einer verrückter als der Andere. Und auch als alle Türen dicht gemacht wurden lässt sich die Stimmung nicht trüben. Die Menge drängt sich in einen kleinen, von Graffiti bunten, Tunnel. Eine Anlage, achtzig Studenten und Unmengen Spaß: die beiden waren auf die zwanzig Meter lange Undergroundszene gestoßen. Es wird gekreischt und gesprungen, die Wände begannen zu beben und die Welle an Gefühlen scheint nie enden zu wollen.. Doch eine beunruhigende Stille hinterlassend, erlosch die Musik. Die eben noch eng tanzende Menge löste sich auf und die der Tunnel lag verlassen dar. Die beiden Gestalten nahmen den Weg, den sie gekommen waren und erneut lag vollkommende Ruhe über der Stadt. 


Ja das war nach inzwischen vier Wochen auf Tour unsere erste Party. Wahrscheinlich haben wir sie deshalb so übertrieben wahrgenommen und geschildert, aber es war wirklich schön und hat einfach gut gepasst. Und während die Studenten feiern, dass sie jetzt wieder ein Semester hart arbeiten müssen, freuen wir uns, dass es nun endlich bald auf den Atlantik geht. Die Vorfreude ist auf jeden Fall groß.
Nachdem wir bei einer Serie unseren Schlaf nachgeholt hatten, gaben wir noch mehr Ankerkette und ließen uns vom ersten Sturm die Nacht durchrütteln. Wenn die nächste und hoffentlich letzte Front mit bis zu 50 Knoten durch gezogen ist, aber der Wind für die Biskaja noch ungünstig steht, denken wir ernsthaft drüber nach, noch einen Abstecher nach Brest zu machen und dann dort auf guten Wind zu warten. 




Wir werden es euch wissen lassen. Bye




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