Cascais & Lissabon: Vier Tage im Großstadtdschungel


Von Peniche ging es früh morgens, Anker auf, nach Cascais. Der Wind war mal wieder nicht so, wie vorhergesagt, aber segelbar. Mit Vollzeug(Genua & Groß) segelten wir recht hoch am Wind los. So kamen wir auf sechs bis acht Knoten fahrt. Andiamo kränkte mit zunehmendem Druck ein wenig und wir freuten uns. Einige andere Segler kreuzten unseren Weg, alle mit gerefften Segeln…Ja uns war schon klar, dass wir ein bisschen zu viel Segelfläche oben hatten, aber der Regattasegler in uns hatte gerade die Oberhand und wir jede Menge Spaß. 

Dann versackten wir, wie in letzter Zeit öfter, mal wieder in einer Flaute.. Naja, es lief ja vorher ganz gut und so waren es nur noch ein paar Meilen bis nach Cascais. Nochmal angelten wir so einen kleinen Fisch. Die Portoguisen nennen ihn Cavala, also eine Makrele. Lecker.

Plötzlich bekamen wir eine Nachricht, von einem Kumpel aus Stralsund. Er sei gerade mit seinem Bus in der Nähe und würde uns heute Abend besuchen. Also gingen wir nicht in Cascais vor Anker, sondern fuhren in den Hafen. Woraufhin wir auch gleich wieder, zwischen den ganzen Luxusyachten, raus gescheucht wurden. Wir sollten zuerst an der Rezeption anlegen und einchecken. Das dauerte auch „nur“ eine halbe Stunde. Alles wurde erfragt, erklärt und mehrmals kopiert.  Mit 19€(31ft) auch hier weniger als die Hälfte, wie in der Hauptsaison. Schließlich kamen wir mit x-Zetteln wieder raus und hatten einen Platz zugewiesen bekommen.

Den Abend verbrachten wir sehr gesellig mit unserem Kumpel an Bord. Es gab den Fisch mit Risotto und Salat und dazu jede Menge geselligen Schnack. Stundenlang redeten wir so weiter, bis wir gar nicht mehr so recht wussten, was wir da sagten. Soweit wir uns erinnern können, war es jedenfalls ein super Abend. 

Der nächste Morgen strafte uns mit einer quälenden Hitze, sodass der Alkohol in Strömen an uns runter floss. Noch langwieriger gestaltete sich das auschecken, obwohl wir eigentlich nur eine Karte abgeben mussten.. Naja so ging es jedenfalls völlig kraftlos, wie auch der Wind, nach Lissabon. 

Man hatte uns gewarnt, dass es voll werden würde. Wir probierten uns im Porto de Alcantara:
-„Hello, we are here with our sailing boat, could we..“      -„NO!“
Tja, wir ließen nicht locker und haben ihm unsere Maße gesagt und wie lange wir bleiben wollen. Auf jeden Satz folgte ein nein.. Und trotzdem, irgendwann hieß es nicht mehr einfach nur nein. Und so ergatterten wir für vier Tage einen Platz von jemandem, der unterwegs ist. Zum Glück.

Nun ging es darum Lissabon zu erkunden. Wir wussten ja schon, dass es, so ganz ohne Anhaltspunkte, schwierig ist auch wirklich das zu sehen, was zu sehen ist. Nur war ich vor ca. zehn Jahren schon einmal hier. Und so konnten wir diesmal ein wenig informierter drauf los wandern..

Mit der bekannten, alten Straßenbahn Nr. 28 ging es einmal durch die ganze Stadt. Schön war es, sich in so einer traditionellen Weise fortzubewegen und nebenbei einen Überblick zu bekommen. Nebenbei war es sehr amüsant, dass die Menschen, jedesmal wenn angefahren oder gebremst wurde, voller Enthusiasmus kreischend und grölend, die Trägheit der Masse feierten. Wir, die es gewohnt sind, dass es schaukelt, knarrt und ächzt vermissten nur die Schräglage noch ein wenig. 

Um noch einen besseren Überblick zu bekommen bestiegen wir das Castelo de S. Jorge. Von da aus hatten wir einen super schönen Ausblick, von einem der höchsten Punkte der Stadt. Zusätzlich steht auf einem der Türme eine Spiegel- & Linsenkonstruktion, mit der man sich auch das Panorama in einen dunklen Raum zeigen lassen kann. Prinzipiell sieht man da das gleiche, wie draußen nur dunkler. Jedoch erklärte uns eine Frau dazu die Stadt auf Spanisch. Das war ziemlich interessant. 

Gelernt hatten wir, dass Großteile der Stadt dem Erdbeben von 1755 zum Opfer fielen. Trotzdem macht die Stadt insgesamt einen guten Eindruck. Viele, schicke, alte Häuser mit schmalen Gassen drängen sich auf und um die Hügel, auf denen, die Stadt gebaut ist. Gerade die Altstadt lädt ein, sich in den vielen kleinen Treppen und Wegen zu verlieren. 

Dort gingen wir auch mal wieder in ein Restaurant. Wir bestellen ja gerne ein bisschen ausgefallener, aber das Essen diesmal war einfach noch nicht ausgereift und vor allem zu wenig. Zuerst störten wir uns ein wenig daran, dass wir an beiden Seiten Deutsche zu sitzen hatten. Doch mit der Zeit kamen wir erst mit den einen und dann mit den anderen ins Gespräch. Wir hatten wohl ein bisschen zu viel über Wind und Welle gesprochen, denn sie dachten wir wären Surfer. Das könnte aber auch an den inzwischen ein bisschen wirr wachsenden Haaren liegen, denn die letzten drei Monate waren wir nicht mehr beim Frisör. Mal sehen was daraus noch wird. 

Naja, jedenfalls erzählten wir von unserer Tour, Lissabon und eigentlich über alles. Denn die meisten, die von unserer Reise hören erzählen auch von ihren Wünschen und Träumen, nur leider trauen sich die wenigsten, sich einfach ran zu setzten und ihren Traum zu leben. Ja, wir haben gut reden: kein festen Job, Frau oder Kinder. Trotzdem sagen wir immer: “Einfach machen!“ So ganz können wir mit dem Respekt, der uns für unser jetziges Leben, entgegen gebracht wird noch gar nicht so recht umgehen. Wir waren überwältig, nicht nur vor Überraschung, sondern einfach wie bereitwillig wir unterstützt werden, als uns die Rechnung auf einmal entrissen und übernommen wurde. Vielen Dank! Auch danach ging das Gespräch noch lange weiter und war sehr gesellig. So saßen wir dort noch solange, bis sie die Tische um uns rum weggetragen haben. Gerade noch so bekamen wir die letzte Straßenbahn Richtung Hafen und gingen erfreut, was aus dem Abend so geworden war in die Koje.

Auch Belém gefiel uns so gut es eben ging. Soll heißen die Angestellten der wichtigen Sehenswürdigkeiten streikten. Da haben wir schon mal wieder ordentlich Geld gespart, was wir anschließend in die berühmten Pastéis de Belem investieren konnten. Obwohl die Surfer hier meinen, das zwei solche Crêmemuffins genug Energie für einen Tag auf dem Wasser liefern, stopften wir uns lieber gleich drei rein und spülten sie mit süßem Milchkaffe runter(sehr typisch). 

Nach noch ein paar interessanten Märkten, wie dem TimeOut- oder dem LX-Markt haben wir entschlossen Lissabon „abzuhaken“. Es ist wirklich eine tolle Stadt, in der man sicher viel sehen und erleben kann. Die Atmosphäre stimmt und es ist vieles einfach sehr schön. Aber es ist ebend eine Stadt. Ein wenig größere Straßen verschlagen uns den Atem und das eilige Gewusel passt einfach nicht mehr in unser entspanntes Bordleben. Wir sehnen uns wieder nach der See, ihrer salzig-erfrischenden Luft und der Freiheit der Weite. Also werden wir nun zurück nach Cascaís segeln und uns dort auf den „Sprung“ nach Madeira vorbereiten. 
Bis dahin 

Lennart und Valentin 

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