Porto, Nazaré, Peniche: Häppchenweise Portugal


Und es ging von Baiona nach Porto, unter Motor. Das war eine schauklige, aber auf jeden Fall gesellige Aktion. Trotz des Drangs zu segeln haben wir es uns ganz schön gemacht. Um dem Brummen zu entkommen, flohen wir auf das erstmals nicht überspülte Verdeck. Dort lagen wir in der Sonne und genossen Kaffe und Kuchen, naja eher Cola und Schokolade. Ansonsten war die Fahrt wenig spektakulär. Wir hielten viel Abstand von der Küste um den Anglerbojen zu entkommen -erfolglos und angelten, auch erfolglos!

Wir liefen den Hafen von Leixõnes an. Der ist zwar etwas weiter weg von Porto, aber dafür günstiger. In unserem Falle gratis, weil kein Platz mehr frei war und wir im Vorhafen ankerten. Schon wieder 19€(31ft) die Nacht gespart. Außerdem schwimmt in der Marina ohne Ende Müll und es ist laut. Sehr laut, denn man ist umgeben von Industrie und fleißigen Portugiesen, die Tag und Nacht an den Stegen rum hämmern. 

Sehr gut erreicht man die Innenstadt mit der Buslinie 507(direkt vor der Marina) bis zur Endstation.  Man fährt für 1,95€ eine halbe Stunde durch die Vororte bis direkt zum Wahrzeichen Portos. Und auf einmal waren wir wieder mitten drin in einer großen Stadt. Nach Amsterdam kamen wir eigentlich nur noch an kleinen, verschlafenen Orten vorbei und nun freuten wir uns auf ein bisschen mehr Trubel. 

Und den bekamen wir. Kaum ausgestiegen wurden uns fleißig Stadtrundfahrten, Sonnenbrillen und Gras angeboten. „Schnell weg" ging es und ab in die zweite Bäckerei. Ein großes Schaufenster voller undefinierbarer portugiesischen Snacks lächelte uns an. Natas, Muffin förmige Küchlein mit Cremefüllung schmecken uns ganz besonders, während ein anderer Test unauffällig im Müll landete. 

Porto gefiel uns jedenfalls sehr. Die ganze Stadt scheint alt, erhalten und überzeugt mit schicken Fassaden mit vielen Fenstern und Fliesen. Mit den ersten Palmen und 28°C  fühlen wir uns jedenfalls wohl. Auch am nächsten Tag gab es wieder verschiedene Spezialitäten zu Probieren. Frittierte Kartoffel-Fisch-Bällchen und uns unbekannte Leckereien in Blätterteig, sowie endlich mal gutes Wifi in dem Café machten Lust auf mehr. Nur ein ganzer Fisch mit Kopf und Gräten, bäh, im Teigmantel konnte uns nicht überzeugen. Also Porto ist auf jeden Fall einen Stop wert, doch es zog uns weiter.

Weiter nach Nazaré, dem Ort, an dem die höchste Welle der Welt gesurft wurde(27,5m) . Na das kann ja heiter werden. Los ging es mit vernünftigen 3 Windstärken aus Nord, also bäumten wir die Genua nach Luv aus und rollten nach Süden. Genau in die Richtung, wo die Sonne tagsüber steht. Natoll, unsere zusammen immerhin ca. 42 Quadratmeter Segelfläche machten das ganze, trotz besten Wetters, zu einer kühlen Nummer. 

Nur schlief gleichzeitig mit Lennart auch der Wind unvorhergesagt ein. Also: Segel runter, Motor an. Schade. Immer wieder frischte es nachts kurzeitig auf und jedesmal hieß es: Segel hoch, ausbäumen, Windfahne einstellen, Motor aus. Es folgte selbstverständlich nach kurzer Zeit jedes Mal wieder eine Flaute: Motor an, elektrischen Autopilot anschließen, Windfahne abbauen, Spibaum demontieren, Segel runter. Viel Arbeit, wenig Ruhe und nebenbei musste man noch den Fischerfähnchen ausweichen… 

Nach dieser totaaal erholsamen Nacht erreichten wir schließlich Nazaré. Von weitem beobachteten wir das spiegelglatte Wasser, wo sich sonst die riesen Brecher aufbauen. Problemlos wurden wir in der sehr geschützten Marina in Empfang genommen. Endlich Nebensaison, nur 15€ die Nacht. 

Dann ging es auch schnell in die Stadt. Zum Glück auch hier Nebensaison: Kaum Touristen stehen im weg rum und so können wir ausgiebig die nicht vorhandenen Wellen und Surfer beobachten. Als Entschädigung gab es einen sehr schmackhafter Burger und ein eiskaltes Pils. Das tat gut, denn inzwischen hatte es gefühlt 36°C. Wenn nur das Wasser auch noch ein wenig wärmer wäre.. 

Auch ohne den Surfertrubel gefiel uns Nazaré sehr. Die vielen kleinen weißen Häuser mit roten Dächern, wie sie sich an den langen Strand drängen, mit haufenweise schmaler Gassen. Ein sehr idyllischer Ort. Abends gab es dann noch ein erfrischendes Hitzegewitter und wir genossen die intensiven Gerüche des Regens. 

Nach einem schönen Brunch ging es auch schon weiter. Mit weniger als dreißig Meilen, war es nur ein kurzer Törn nach Peniche. Doch umso erlebisreicher gestaltete sich unser Tag. Erst hielt uns der Wind auf Trab. Unter Groß und Genua erwarteten wir eine leichte östliche Brise. Die kam auch ab und zu. Wenn es denn gerade lief freuten wir uns sehr endlich mal wieder richtig zu segeln und nicht nur vor dem Wind „umherzurollen“. Doch immer wieder fielen die Segel in kurzen Flauten ein. 

Und auf einmal setze nach einer Flaute Westwind ein. Nanu? 180° Winddrehung. Gut, dass wir eh selbst steuerten und wegen der vielen Anglerbojen immer aufmerksam blieben. Denn die Windsteueranlage hätte uns jetzt wieder zurück nach Nazaré geführt.. Dann zog auch noch von Osten eine große Wolke auf uns zu. Gegen den Wind? Wie zur Bestätigung donnerte es auf einmal heftig. Nach kurzer Beobachtung stand fest, wir können das Unwetter vor uns durch ziehen lassen. Also: Segel bergen, Elektrik sichern und abwarten. Außer einen kurzen Platzregen haben wir nichts abbekommen. 

Nach einer halben Stunde im Kreis treibend nahmen wir unter Motor wieder Kurs auf Peninche. Mit der Zeit setzte wieder Wind, diesmal aus Nord ein. Also zogen wir die Segel wieder hoch um sie trocknen zu lassen. Doch auch die letzten paar Meilen waren noch ein Abenteuer. Denn die Angel zuppte zum ersten Mal seit der Biskaya wieder. Also zogen wir einen thunfischähnlichen Fisch raus. Er war zwar ein wenig klein im vergleich zu dem vorherigen, aber immerhin. Nur wie ging das nochmal? Der ließ sich einfach nicht so leicht ausnocken und „erlösen“, wie Heringe. 

Doch auch nach diesem Akt war uns nicht lang Ruhe gegönnt. Ein Vogel, der sich auf unseren Fisch stürzen wollte blieb am Achterstag hängen und klatschte krachend ins Cockpit. Das verängstigte Tier blieb dort zitternd sitzen und wir gucken es ratlos an. Was hatte es sich verletzt? Wohin damit? Also nahmen wir unseren Gast mit bis in den Hafen und setzten ihn dort an Land. Humpelnd flüchtete sich der Vogel ins Meer. Natoll, das hätten wir die ganze Zeit machen können.. 

Zum Abendessen gab es dann gebratenen Fisch mit Kartoffelbrei und Salat. Unser Fang war äußerst lecker und hatte so gar keine Ähnlichkeit mit Thunfisch. Also ich meine jetzt nicht den aus der Dose, sondern schon gebratenes Thunfischsteak. Unser Filet, war weiß und weich wie Zander, nur viel aromatischer. 

Am nächsten Tag sahen wir uns also die Stadt an. Der sehr nette Hafenmeister gab uns eine Schlüsselkarte und so konnten wir während seiner Siesta gratis ein paar Stunden im Hafen liegen. Die verschlafene Stadt lies sich kaum anmerken ein guter Surfhotspot zu sein. Die Sonne brannte auf verlassene Gassen und wir machten einen kleinen Spaziergang, der wie immer mit einem  Einkauf endete. Auch immer dabei: Eis, meistens vier, weil so eine Packung einfach günstiger ist, als eins auf der Straße. Das gönnen wir uns gerne mal.

Abends ging es dann wieder vor Anker und wir beobachteten die vielen Surfer. Nur sieht man von der Wasserseite einfach nicht so viel.. Nur ob jemensch hinfällt oder nicht. Wir fielen jedenfalls in die Koje um am nächsten Tag früh starten zu können. Richtung Lissabon. Davon später mehr.


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