Atlantik: Blauwasserfieber
500 Meilen hatten wir vor uns. Kurs SW. Vier Tage immer in die gleiche Richtung, Richtung Madeira. Das Wetterfenster schien gut und zusammen mit ein paar anderen Langfahrtseglern ging es los. Mal länger unterwegs sein, richtig Meilen machen. Doch erstmal herrschte beinahe Flaute. Nach den ganzen Stürmen, die durchgezogen waren, war die Dünung noch recht hoch und die seichte Brise hatte einfach nicht genug Kraft, die Segel stehen zu lassen.
Mit der Zeit nahm der Wind zu und wir setzten Vollzeug. Und so entfernten wir uns Meile um Meile von der Küste. Auch wenn Genua und Großsegel recht viel Druck ins Schiff brachten, genossen wir unseren Speedrausch, davon sollten wir aber noch mehr bekommen.. Nach einigen Stunden plagte uns wie üblich die See ein wenig. Bissen um Bissen stopfen wir uns dann zwanghaft einen Happen rein und warteten. Wir wissen ja: „Morgen wird alles besser“
Und es wurde besser. Viel Sonne, guter Wind, wenig Welle, alles war perfekt. Wir rauschten immer weiter und weiter. Wir lasen von Captain Bligh und angelten. Dieses Mal mit Erfolg. Einen Thunfisch zogen wir an Bord. Nur war dieser Brocken noch ausgesprochen fit und war einfach nicht Tod zu kriegen. Auch betäubt und mit durchbohrtem Herzen zappelte er noch wie verrückt. Das Blut spritze nur so durch die Gegend und unser Cockpit sah aus, als hätten wir einen Mord begangen. Zum Glück waren wir alleine auf internationalen Gewässern unterwegs.
Pfannenweise brieten wir Thunfischsteaks und die waren sooo lecker. Aber nur Mittags, denn Abends verspürten wir eigentlich nie Hunger. Gegessen wird trotzdem. Da man ja nicht die ganze Zeit nur essen und rum liegen kann muss man sich auch manchmal sportlich betätigen. In unserem Fall: sportlich Segeln. Unser geliebter, rosa Spinnaker wurde hervorgekramt, angeschlagen und hoch gezogen. Auch wenn wir ja sonnst Gennaker gewöhnt sind, hat das eine Menge Spaß gemacht. Andiamo kommt zwar nicht ins Gleiten, aber ein paar Wellen kann man schon mal runter surfen.
Auch wenn wir oft Mals sportlich Segelfläche oben haben ging der Spinnaker zum Abend hin wieder in seinen Sack. Doch auch mit der Genau ging die Rauschefahrt weiter. Und das hielt sich. Immer weiter reduzierten wir in den nächsten Tagen die Segelfläche, doch die Fahrt blieb rasant. Mit Spitzen von knapp zehn Knoten waren wir sehr zufrieden. Auch der Wetterbericht behielt diesmal alle vier Tage recht. Wir hatten dauerhaft ruhige Seen und vernünftige Winkel zum Wind. Nur sind wir mit unser Windfahne(Navik) fast nie genauen Kurs gefahren. Über die vier Tage summierten sich knapp 50 Meilen mehr als direkte Strecke.
Und in all dem Schaum, den wir aufwirbelten, glitzerte es immer wieder vereinzelt. Das Kielwasser war geschmückt mit kleinen leuchtenden „Weihnachtskugeln“. Fasziniert beobachteten wir stundenlang das phosphoreszierende Wasser und gelegentlich die Delphine, die sich darin tummelten. Die Nächte waren sowieso wirklich beeindruckend. Von stock dunkel bis hell erstrahlend hatten wir alles. War der Himmel klar, so sah man soooo viele Sterne. Die Milchstraße, so einfach zu erkennen, wie sonnst nie und das Tiefe, Dunkle schien unendlich Weit. Weit und verloren, so wie wir auf dem Ozean. Auch Tagsüber schindete der Atlantik Eindruck. Das Himmel und die See zeigten sich in den prächtigsten Tönen, sodass einem der Begriff: Blauwasser sofort in den Sinn kommt.
Wegen des kräftigen Windes konnten wir Madeira trotzdem zum gewünschten Zeitpunkt erreichen. Hier wurden wir schon herzlich empfangen. Mit Besuch aus Deutschland werden wir uns nun erstmal dieser eindrucksvollen Insel widmen.
Ihr werdet bald davon hören.