Sao Vincente, Kap Verde: Der besagte Tag der Ankunft

Vorwort: Wir sind jetzt nicht mehr in Europa und vieles ist anders. Wir werden von unseren Erfahrungen berichten, möchten aber hervorheben, dass anders nicht schlechter heißt. Wir probieren möglichst unvoreingenommen an neue Kulturen heran zu gehen und viel zu erleben. Doch wir erlauben uns kein Urteil sondern teilen lediglich unsere Eindrücke. Wir möchten darum bitten, daraus nicht voreilig Schlüsse zu ziehen und zu verallgemeinern. Wir bekennen uns ausdrücklich gegen jede Art von Diskriminierung, insbesondere gegen Rassismus, Sexismus und abschätziges Verhalten gegenüber weniger privilegierten Menschen!


Vorwort 2: Wir sind jetzt über den Atlantik gestartet und rechnen mit ca. 18 - 21 Tagen auf See, bis wir die Karibik erreichen. In der Zeit werdet ihr trotzdem weiter von unseren Erfahrungen auf den Kap Verden hören und wie wir uns auf so etwas vorbereiten, aber auch wie die Vorbereitungszeit in Deutschland war.



Angekommen, nach fast sieben Tagen auf See. Wie war das? So wie ankommen nach den meisten längeren Törns: Der erste Tag ähnelt sich oft. So war es diesmal: Zuallererst stürmisch. Der gemütliche Passat wurde zwischen den Inseln zu einer Düse und Böen mit über 30 Knoten knallten uns entgegen. Doch das machte uns gar nichts. Wir haben also schnell angelegt, die Leinen fest gemacht, wobei fleißig geholfen wurde und waren da. Strahlend, wie Kinder, klatschten wir ein.


Wir schnackten noch mit einer deutschen Yacht, die jetzt den Transatlantiktörn starten würde. Doch dann hielt uns nichts mehr an Bord. Wir torkelten über den Steg an Land und checkten brav erstmal ein. Das große Prozedere des Einklarierens ging los. Pünktlich zur Öffnung des Hafenbüros gaben wir erst dort alle unsere Daten an und wurden dann zu den Behörden geschickt.


Auf dem Weg zum anderen Ende des Hafens holten wir uns noch ein paar tausend Escudos(1€:110ESC) und gelangten zum Immigration Office, das zu hatte. Ein Beamter sagte uns: „Chillt kurz, kommt gleich jemand“ Also warteten wir und schnackten mit einem einheimischen Seemann. Wieder mussten wir feststellen, dass jeder besser englisch spricht, als wir. Aber das einheimische Kriulo konnten wir garnicht.. 


Jedenfalls kam dann ein Beamter, der unsere Reisepässe und eine Crewliste haben wollte. Damit hantierte er dann eine Weile an verschiedenen Schreibtischen rum. Schien ein Drei-Mann-Job zu sein. Immer wieder wurde der Polizist von hereinschneienden Einheimischen überrumpelt, die haufenweise Reisepässe, anderer Yachties zuerst bearbeitet haben wollten. Stets gab es ein paar Scheine oder eine kalte Fanta dazu.. Schließlich bekamen wir für 500 $ESC(<5€) einen Stempel in den Pass.


Damit war das Prozedere aber noch nicht vorbei. Jetzt ging es zur Policia Maritim, um die Ecke. Dort füllten wir wieder eine Crewliste aus, zeigten unsere Stempel und mussten den Bootschein hinterlegen. Das dauerte auch eine Weile, weil alle Beamten durchgängig am Telefon hingen. Aber nach nur einer Stunde waren wir mit allem fertig. Darüber haben wir uns richtig gefreut, denn in so manchen Hinweisen findet man Aussagen wie: „man sollte sich einen ganzen Tag nichts anderes vornehmen.“ 


Nun wollten wir uns ein wenig belohnen. Also gab es Frühstück auf der schwimmenden Bar, an der Marina. An einem Bananenmilchshake schlürfend, surften wir eine Runde im Netz. Schlimm, da kam man gerade an und muss erstmal scheinbar unendlich viele Nachrichten abarbeiten. Doch  irgendwie, war dieses zum schreien langsame Wifi, das beste in dem Moment. Denn auch wenn wir einen riesigen Hunger hatten, war das Frühstück kaum zu genießen. Mit dem kräftigen Passatwind, flog uns das Brot und der Bacon nur so um die Ohren. 


Dann ging es unter die Dusche. In den sieben Tagen auf See hatten wir uns zwar gewaschen, aber mit Salzwasser aus einem Eimer ist das doch was anderes. Was war also ein tolles Gefühl. Es wäre noch besser gewesen sich dort ewig lange das Salz runterzuspülen, aber das Wasser musste nach Litern bezahlt werden. Keine Wasserverschwendung mehr. Das gefiel uns. Allerdings werden die reichen Yachtbesitzer auch nicht vor 2ct pro Liter zurückschrecken..


Wir haben dann noch kurz die Stadt erkundet und mit der Heimat telefoniert, aber so richtig weiß ich nichts mehr davon. Der Rest des Tages ist verschwommen in meiner Erinnerung, Nicht etwa, weil wir um an Internet zu kommen immer Bier bestellen mussten(Das ist toll, aber teuer), sondern weil wir wohl recht müde waren. Lennart hatte seit morgens um zwei Uhr Schicht und ich konnte wegen unserer frühen Ankunft auch nur von drei bis sechs Uhr schlafen. 


Also wankten wir wieder über den Steg zurück zum Boot. Es hatte sich rausgestellt, dass nicht nur wir Schlenker laufen, sondern jeder. Der Hafen war nämlich sehr bewegt und die Boote rissen immer wieder an den Schwimmstegen, die dann einen Satz zur Seite machten. Klingt ganz lustig, aber man muss schon aufmerksam sein um nicht aus Versehen ein Schritt ins Wasser zu machen. Wir gelangten aber trockenen Fußes zurück an Bord und legten uns schlafen.  Mal sehen, was die nächsten Tage so bringen. Ahoi.







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