Teneriffa: Kurz vor dem frühzeitigem Aus

Also egal, wie schön es ist, müssen wir zugeben, dass für uns Langfahrtsegler Besuch einfach die Höhe ist. Klar kann man mal zufällig gerade an dem passenden Ort sein, den der Besucher Monate vorher gebucht hat, aber wann ist das schon mal so? So steht man vor einem großem Dilemma. Wartet man auf das nächste Wetterfenster und lässt seine Lieben irgendwo in der Welt allein, wo sie eigentlich nur sind um uns zu treffen?  Zweifelsohne landet man durch feste Termine früher oder später in Flauten oder schlimmer: Stürmen. Trotzdem war es uns immer ein Fest.


So ließen wir diesmal Lennarts Familie noch ein Tag allein um noch geradeso rechtzeitig eine unserer engsten Freundinnen  (Pia) auf Teneriffa ein zu sammeln. Die knapp 170 Seemeilen gingen ganz gut los. Vernünftiger Wind trieb uns in Luv der Kanarischen Inseln von der Vulkaninsel Lanzarote zum Teide. Mit dem Sonnenuntergang kam ein riesiger, heller Mond zum Vorschein. Er erhellte uns den Weg. Auch wenn die Lichter der großen Städte auf den Inseln wie Leuchtfeuer Meilenweit strahlen. Doch uns war keine ruhige Nacht gegönnt. Erst kam ein Alarm über die Funke rein, der sich aber nur als laut und keineswegs dramatisch rausstellte. Und dann versackten wir in einer großen Flaute.. Wie gesagt: Termine bedeuten, dass man nicht aufs perfekte Wetterfenster warten kann.


Immer noch unter Motor kamen wir etwa gleichzeitig mit Pia im Puerto Colon an. Nur hatten die keinen Liegeplatz für uns. So verholten wir uns mit den letzten Sonnenstrahlen noch nach Los Christianos. Der Hafen dort sah schon mal suspekt aus. Wir fanden keinen Hafenmeister, aber immerhin einen Liegeplatz und sahen uns um. Wir kamen genau bis zum Ende des Steges. Das Verlassen war ohne Schlüssel nicht möglich.. Ein netter Spanier, mit dem ich mich verschnackt habe, lies uns wissen, dass hier gar keine Gastlieger erwünscht sind, aber wir hätten wohl Glück gehabt..


Aber natürlich kam nach dem Abendessen gleich die Polizei vorbei und hat uns verscheucht. Man dürfe aber in einer Bucht vor dem Hafen ankern.. Nur lagen dort überall Fischerbojen und man lag vollkommen ungeschützt bei 8 Metern Tiefe. Das wollten wir uns nicht antun, aber auch Pia nicht gleich mit einer Nachfahrt belasten. Also warfen wir hinter dem ersten Wall der Marina den Anker und gingen ins Bett.


Dort schliefen wir gemütlich bis ALARM. Diesmal nicht die Funke sondern die Polizei. Wir durften also auch hier nicht liegen. Nur war die Crew der Andiamo so früh morgens wohl noch ein wenig langsam. Jedenfalls kehrte die Polizei nach kurzer Zeit zurück und brüllte: „WENN IHR HIER NICHT IN FÜNF MINUTEN WEG SEID, WERDET IHR VERHAFTET UND DAS BOOT KONFISZIERT!!!“ 


Also wollten wir den Anker wie gewohnt hoch nehmen, doch Pustekuchen! Die Kette hatte sich verfangen. Glücklicherweise konnte man den Grund sehen und die Kette schnell befreien. Also schnell Anker auf und.. Motor aus! Nanu? Die Leine unserer Ankerboje(Makiert an der Oberfläche, wo der Anker liegt), war beim eiligen Losfahren in die Schraube geraten. Dann schaltete der Motor von Selbst ab um keinen Schaden zu nehmen.  Hals über Kopf sprang Lennart ins Wasser. Als ich ihm dann noch Messer und Taucherbrille nachgereicht hatte, kämpfte er mit der Leine. Währenddessen probierte ich die Polizei davon zu überzeugen, dass wir nicht Zeit schinden wollten, sondern das wir tatsächlich Manövrierunfähig durch ihren blöden Hafen trieben.


Und als wir dann endlich mit Vollgas diesen Alptraum hinter uns lassen konnten, kribelten uns noch die Nackenhaare. Um ein Haar wäre unsere Reise hier vorzeitig beendet worden. Aber es geht weiter und zwar mit Urlaub..

!Andiamo!

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