Nordatlantik: Die atlantische Vielfalt der Passage West-Ost Teil 1



Anmerkung: Wir sind gut auf den Azoren zwischengelandet und auch schon wieder weiter. Das war ein kurzer Stop voller Arbeiten und Geselligkeit in Horta. Mehr dazu wenn wir das Festland erreicht haben.


Und da sind wir wieder in Europa, zumindest fast. Nach drei Wochen auf hoher See haben wir nun die Azoren erreicht und lassen es uns so richtig gut gehen. Hatten wir es denn schlecht die 21 Tage unterwegs? Keinesfalls, aber so ein saftiges Steak ist schon mal wieder ganz nett. Und das man dazu mal mehr als fünf Schritte gehen muss macht richtig Spaß. Nun fragt ihr euch sicher, wie war es denn? Ja richtig geil. Tja, um diese Lange Überfahrt ein bisschen detaillierter zu beantworten nehmen wir uns mal das Logbuch zu Hilfe:


Ein kleiner Rückblick: Seit Anfang April lagen wir in der Marigot Bay von St. Marten vor Anker. Als wir unsere Andiamo voll proviantiert hatten, und alle Arbeiten erledigt hatten gingen wir ein letztes Mal tauchen. Auch wenn noch kein gutes Wetterfester anstand, so wollten wir doch den Rumpf im Unterwasserbereich von Bewuchs entfernen. Dabei entdeckte ich einen kleinen Spalt im Bugbereich. Kurzerhand kranten wir das Boot aus dem Wasser und reparierten es eine Woche lang. Das war ein teuerer Spaß, aber Andiamo war danach wieder flott und hatte sogar einen neuen Unterwasseranstrich bekommen. Gerne wollen wir uns nochmals bei allen Unterstützern dieses Projekts bedanken, dank denen wir jetzt sicher den Atlantik überquert haben. Am Freitag dem 26. April ließen wir unser Boot wieder ins Wasser. Wir tankten noch schnell 150l Diesel, 65l Wasser und 3kg Gouda. Jetzt mussten wir nur noch aus der Lagune kommen und es könnte los gehen.


Wie auch bei der letzten Atlantiküberquerung(AÜ) hatten wir wieder einen holprigen Start: „Es geht tatsächlich los. Um 17 Uhr LT(localtime) ging die Brücke auf(…). Um 17:05 Uhr wären wir beinahe in die sich kurzfristig, wegen eines Krankenwagens, wieder schließende Brücke gekracht“ Was sicher einen Mastbruch und schlimmeres zu Folge gehabt hätte. „Wir mussten voll aufstoppen um in der starken mitlaufenden Strömung tatsächlich zum stehen zu kommen.“ Dann drehten wir in dem schmalen flachen Kanal und warteten wieder in der Lagune, dass die Brücke sich von neuem öffnete, dabei dröhnte unser Herzschlag noch gewaltig. „Ging alles glatt. In der Marigot Bay erwartet uns Mirko(M.), schon unter Segeln. Auch wir setzten die Segel. M. Fehlt Knoblauch, uns (ausreichend) Zwiebeln. Egal, es gibt kein Zurück mehr. Wir starten gemeinsam unsere AÜ. (…) Nach einer Weile treffen sich die Boote zwischen Anguilla und St. Martin.“ Wo wir gerade heraus kreuzten. "Wir wenden zurück und verlieren M. Aus den Augen.(…) Alleine geht es voller Vorfreude, aber müde von der ganzen Arbeit los.“


Lennart(L.): „Meine erste Nachtschicht beginnt und mit auch der erste volle Seetag. Wir haben in der Kajüte nicht den kleinsten Windzug, ich sauniere hier schon seit 6h (In denen er eigentlich schlafen sollte).“ „Diesmal liegt es wohl an den 30°C im Boot. Vale(V.) schläft prächtig.“  Gut, dass ich jetzt Wache habe und mal etwas Ausguck halten kann. Sonnst ist alles bestens. Wir haben es über den Kontinentalschelf geschafft und aufgrund dessen „gleitet“ Andiamo jetzt regelrecht über die langen Atlantikwellen, hart am Wind.“ Ja, die ersten Tage ging es immer hoch am Wind, hoch am Passat entlang.


Am zweiten Tag auf See nimmt der Wind etwas ab und wir ziehen die Genua hoch, was seltsame Emotionen hervorruft: „Was ein riesen Lappen. Seit Ende Dezember keine Genua mehr oben gehabt und noch viel Länger ist es her, dass wir sie am Wind fahren. Wirkt gleich doppelt so groß.“ Doch nicht alles ist so erfreulich. Schon nach zwei Tagen schwappt unsere Biege über und kurz darauf schwimmen die Bodenbretter: „Wir haben keine großen Seen, werden jedoch reichlich überspült. Unerklärlicherweise haben wir reichlich Wasser im Boot.(…) sollte uns zu denken geben. Kommt sicher von vorne..“ Wir putzen daraufhin alle 2 Stunden und entscheiden uns weiter zu segeln. An Abdichtungsarbeiten ist auf dem Bug, an dem sich die Wellen brechen, nicht zu denken. Dafür lege ich meinen ersten Waschtag ein. Noch brennt die Sonne und das Wasser ist warm. Anschließend gehe ich nackt reffen. Wir genießen einfach noch die letzten Eindrücke der Karibik. 


Das Motto des dritten Tages ist Bildgebend für die Strecke im Passat: „ Windstärke 4, wolkenlos, mit Fock & Gro?“ V: „Andiamo gleitet gut, auch voll beladen und hart am Wind. Jetzt in der mitgehenden Strömung sind wir sogar mehr als flott. Ich schlafe auch richtig gut, trotzdem ist die permanente Schräglage anstrengend. Während ich das schreibe plätschern meine Füße im Wasser, leider ist viel zu viel davon in der Bilge.“ L: „Heute Nacht habe ich mir eine Dusche gegönnt. Eher unfreiwillig, beim festzurren der Genua.“ Obwohl unser Leben auf einem Abhang stattfindet und alles was nicht gut gesichert wird den Bach, oder eher die Bilge runter geht sind wir sichtlich zufrieden mit unserer Leistung: „Schön ist es im Passat. Zwar diesmal hoch am Wind, jedoch sind wir fix unterwegs und der Wind bleibt stetig in Richtung und Stärke. Das Etmal(Strecke zwischen 12h & 12H), wird heute mehr als zufriedenstellend(121,3sm) Bei aufgehender Sonne entdeckte ich große Regenwolken, die meine Aufmerksamkeit forderten. Jedoch zogen sie vor uns durch. Man scheint uns noch zu verschonen.“ „1. Versuch den Bug abzudichten fehlgeschlagen.“


Dann gab es aber auch Tage, wo Wind und Welle zunahmen: „Das Wasserproblem dauert noch an, eine Flaute würde gelegen kommen.(…) Abfallen kommt nicht in die Tüte, die schöne erkämpfte Höhe…“ „Das Leben an Bord mit Dauerschräglage ist auszuhalten, jedoch sehr, sehr enthaltsam. Wir machen nur noch das Nötigste. Kein unnötig (aufwendiges) Essen kochen, auf Toilette gehen, nur wenn wirklich nötig, keine nicht wirklich nötigen Bewegungen durchs Schiff. Draußen sind wir nur zum Essen und Sonne tanken. Koje ist der beste Platz!!!“ 


In der Nacht des 5. Tages frischte der Wind bis auf Windstärke 6 auf und die Wellen wurden schnell größer und steiler: „Seit 5 Tagen segeln wir nun hart am Wind. Passatsegeln ist wie immer toll, auch hoch am Wind, allerdings müssen wir nach über 12 Stunden mit Windstärke 6 und Böen bis 8 folgendes Fazit ziehen: Genua(die auf dem Bug lag) entbänselt & hing fast im Wasser, Weil das Netz von der. Fußleiste abgerissen ist. Erheblicher Zeisingschwund. Ankerkasten offen und voll Wasser, fast ein Festmacher verloren. Die drei Sixxer mit Wasser (an Deck) haben sich gelöst und gingen fast über Bord. Wir machen immer noch 20l Wasser die Stunde… Wir nähen schonmal die Genuanähte nach, waren am Deck aufgeschuppert. 4,5 h Nähen. Ja, die Genua werden wir nie wieder auf dem Vorschiff liegen lassen.“ Trotzdem war die Stimmung an Bord durchgehend bestens: „Das Wetter war heute erste Sahne. Viel Sonne, angenehme Temperaturen und der Wind lässt nach und nach nach. Andiamo wird dennoch gnadenlos überspült.“


Ab Tag Nr. 6 ging das Abenteuer so richtig los. Eigentlich begann die Flaute, aber wir waren nun nach Monaten aus dem Passat raus. Das war spannend und mit den unstetigen Winden auch ab und an Mal anspruchsvoll: „Sauberer Tag! Mit aufgehender Sonne, nahm der Wind etwas ab und ich konnte die Genua setzen. Auf den Einsatz habe ich die ganze Nacht hingefiedert. Nach setzen der Genua viel mir auf, dass ich doch noch etwas hätte warten können. Naja, nun ist sie eben oben.“ Auch übte sich Regattasegler Lennart schonmal beim Planen der besten Route: „Habe mich an die Wetterprognosen gesetzt und beschlossen etwas in den erwarteten negativen Dreher hineinzusehen und heute Nacht dann zu wenden. Ich hoffe wenn wir noch etwas weiter in den Norden fahren..noch etwas N zu dem vielen O zu machen.“ Ansonsten stellte sich das typische Offshoreleben ein: L: „Am Nachmittag den flauen Wind genutzt um endlich ein erfrischendes Bad(mit der Pütz) zu nehmen. MEGA! Nach 6 Tagen schwitzen :). Ein paar Arbeiten sind auch erledigt. Der Abend kann kommen. Motor gestartet, Genua geborgen und Kurs Azoren gesetzt.“


Tag 7 V: „Was für eine Nacht! Anstrengend aber schön. Ich war die ganze Zeit draußen, habe Maschine, Segel und Autopilot aufeinander abgestimmt und immer wieder Kraut entfernt. Dazwischen saß ich im Pulli(1. Mal seid Cobo Verde) und in Decke gekuschelt unter den Sternen. Davon gibt es in so klaren Nächten sooo viele. Schön so ein Blick auf die Milchstraße  & Sternschnuppen, wenn da nur der Motorenlärm nicht wäre…“ Das Leben auf See ist wirklich ein Traum, unser größtes Problem: „Massig Kraut!“ Als wir nach 20 Stunden das erste Mal tanken wollen, passen nur knapp 10l in den Tank, obwohl wir ordentlich fahrt gemacht haben. Wir stellen fest, dass die die Segel oben auch bei sehr lauen Winden zusammen mit dem Moor ordentlich Fahrt bringen, zumindest am Wind. 


Am achten Tag kamen wir endlich zu den notwendigen Dichtungsarbeitn auf dem Vordeck. Es waren 1-2 Windstärken und alles zum ersten Mal trocken. Wir haben wieder getankt und einen Verbrauch von 0,5l/h berechnet und das mit Etmalen um die 100sm. Erstaunlich! Wir drehen die Zeit eine Stunde vor und überlegen uns wo Mirko wohl gerade segelt. Wir veranlassen die Heimat nach ihm zu suchen. 



An TAg 9 ist imernoch Flaute „Mal sehn was der Tag so bringt“ Langeweile? Nein, ich hatte ja erst 5 Bücher durchgelesen und: „Heute war ich nach einem kühlen Bier baden. Trotz schlagender Segel,  musste L. 3 Mal aufstoppen., damit Andiamo nich vor mir Weg fährt. Fazit nach einem Tauchgang: absolut kein Bewuchs(nach 1000sm), selbst die Schraube glänzt noch! Sehr schön. Vor allem ist so eine Abkühlung sehr willkommen, denn Tagsüber ist es noch sehr warm und es wehte kein Lüftchen. Wir legen die Genua und die Fock auf dem Vordeck zusammen. Für die Raumwindkurse liegen jetzt die reffbare Genua und die Kleine Fock bereit… Ich freue mich!“

Fortsetzung folgt...


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