Carriacou: Hilfe, wir haben das Segeln verlernt.

Wir wollten von St. Georges, Grenada, nach Carriacou segeln. Also erledigten wir morgens nur schnell ein paar letzte Dinge und stachen in See. Wir freuten uns sehr, auf die 32 Meilen. Doch weit kamen wir nicht. Unter Land zogen zwar immer wieder Böen durch, aber stetiger Wind zum Segeln war das nicht. Doch weiter draußen schlug uns dann der Wind ordentlich ins Gesicht. Nord-Ost Wind, wie immer. Doch auf dem Atlantik hatten wir den kräftigen Passat von achtern. Nun mussten wir gegenan. Als wir dann mit bis zu 35 Knoten kämpfen, entschieden wir uns abzudrehen und legten uns an der Westküste Grenadas vor Anker. Wir waren tatsächlich an einem Tagestörn in der Karibik gescheitert..

Doch es sollte noch „besser“ werden.. Den nächsten Tag ging es gleich morgens die „letzten“ 23 Meilen nach Carriacou. Natürlich auch dieses Mal voll gegen an. Wir verglichen, wie wir das von der Melges so kennen mit den anderen Seglern. Alle hatten zu tun mit viel Wind von vorn.  Doch wir hatten Spaß. Lange haben wir schon nicht mehr so viel Lage geschoben. Lennart ging, wie üblich, auf an der Pinne. Wir refften, trimmten und ließen uns das Salz ins Gesicht spritzen. Die ersten Stunden waren durchaus ein Vergnügen. 

Doch das schlug irgendwann um. Die Wendewinkel waren scheußlich. Wir kamen einfach nicht höher als 70 Grad an den Wind ran. Der Aquatorialstrom, der uns so schön über den Atlantik getragen hatte drückte uns jetzt weiterhin westwärts, doch wir wollten ja nach Nordosten Auch mit den schönen Segeleigenschaften von unserer Andiamo war das mehr und mehr eine Qual. Nach und nach wurden jedoch sämtliche Boot schneller und fuhren mehr Höhe, als wir. Für uns Regattasegler zum verzweifeln. 

Doch dann stellten wir fest, dass sie wohl ihre Dieselfocks angeworfen hatten. Anders war das nicht zu erklären. Auch wir motorten zu, als wir die Abdeckung Carriacous erreicht hatten. So erreichten wir erst kurz nach Sonnenuntergang unser Zielbucht: Tyrrel Bay. Kreuzen heißt doppelte Strecke, dreifache Zeit, das ist hart wenn man vorher tausende Meilen vor dem Wind fahren konnte. Doch wir waren endlich angekommen. Vollkommen eingehüllt in Salz waren sowohl Schiff als auch Crew. Um aus dem Schleifpapier wieder unsere Haut zu machen sprangen wir noch kurz ins Wasser(karibisches Salzwasser, logisch!). Dann gab es noch schnell was zu essen und wir fielen in die Kojen. 

Mitten in der Nacht wurde ich wachgerüttelt. Scharfe Böen zischten über die Bucht. Also schaltete ich die Windkraftanlage ab, band die Fallen weg und wollte gerade wieder ins Bett gehen als ein verschlafener Lennart an Deck geklettert kommt, der auch gerade für Ordnung sorgen wollte. Schnell verkrochen wir uns wieder unter Deck. 

Nun waren wir also auf Carriacou und stellten fest, das es da nicht so wirklich viel zu tun gab. Allerdings lernten wir dort Jens kennen. Ein deutscher Segler, Künstler und vor allem sehr geselliger Mensch. Wir verschnackten uns Abends auf seinem Schiff und verabredeten uns sich nochmal zu treffen. Ein paar Tage später, ein paar Inseln weiter. 

Ein Zeitplan? Oh Gott, oh Gott Aber ja so ist es. Selbst im Urlaub, in der Karibik kann man Stress haben.  Denn in den paar Monaten, die wir hier haben kann man garnicht alles sehen, was man möchte und erst recht nicht solange bleiben wie es gerade passt. Wir könnten hier Jahre verbringen, doch keine Angst, wir kommen wieder. Was die Reise für uns ausmacht und warum wir es hier so schön finden verraten wir im nächsten Blogeintrag.

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