Grenada: Eine Insel, die den Namen „Kap Verde“ verdient hätte.


Bevor ich erzähle, warum Grenada uns so gut gefallen hat muss ich noch ein bisschen von unseren letzten Stunden auf Barbados erzählen: Denn nachdem wir den letzten Blogeintrag hochgeladen hatten gingen wir ein letztes Mal unsere neuen Freunde Chris & Franzi besuchen. Wir trafen uns am Strand. Wo sonst? ..und saßen dort unter den Palmen. Während Chris noch das letzte Licht der untergehenden Sonne auf dem Wasser nutzte, tranken wir gemütlich erst ein Bier und dann eine Kokosnuss. Ja, wir waren endlich an Trinknüsse gekommen. Da das mit dem Klettern nicht funktioniert hatte, warfen wir ein paar alte Nüsse in die Palme bis uns die vollen Trinknüsse entgegenkamen. Das war eine große Freude, aber geschmeckt hat uns das Kokoswasser nicht.(Später war uns klar, die Nüsse waren noch nicht ganz reif...) Dann schnackten wir noch mit ein paar Surfern und verabredeten uns für Später.


Denn wir wollten zum Fischmarkt. Klingt nicht besonders spannend, ist es aber. Zumindest Freitags in Oistins. Und das merkt man schon von Weitem. Vor allem die Musik aber auch die Küstenstraße ist total verstopft. Erstmal angekommen ließen wir uns durch die Menge treiben. Gleich neben dem eigentlichem Fischmarkt, der verlassen vor sich hin miefte stand eine ganze Siedlung an Buden umringt von Touristen und Locals. Erstmal genossen wir dort die günstigen Bierpreise und gewöhnten uns an den Trubel, den man auf dem Atlantik gänzlich vergessen hatte. Dann ließen wir uns einen Stand empfehlen. Denn alle bieten so ziemlich das Gleiche an: Gegrillter Fisch und Fleisch mit verschiedenen Beilagen. Wir entschieden uns für den Blue Marlin. Lange haben wir nicht mehr so gut gegessen. Zur Verdauung schauten wir noch ein Breakdance/ Hiphop-Battle an, was mächtig beeindruckte. Schließlich gab es noch ein oder zwei Absacker mit den kanadischen Surfern. 
Unterhalten wurden wir derweil von der sehr lustigen Bedienung, die sich zu uns setzte und nachdem sie unserer Geschichte gehört hatte, felsenfest davon überzeugt war, dass wir illegal eingereist wären, was ihr aber auch egal war. Wir hatten jedenfalls einen super amüsanten Abend.


Nun war es an der Zeit Barbados zu verlassen, doch das gestaltete sich gar nicht so einfach. Der Industriehafen, mit den zuständigen Büros, war voll mit Kreuzfahrtschiffen und somit hatten sie keinen Platz für uns. Also ließ ich Kapitän Lennart mit dem Dinghi an dem letzten Stück Kaimauer ab und trieb dann ca. anderthalb Stunden vor dem Hafen umher, während sich Lennart mit den Behörden rumärgerte. Wir durften Barbados schlussendlich verlassen. Also setzten wir die Segel und hielten Kurs auf Grenada. Es würde unser vorerst letzter, längerer Schlag werden. Die Fahrt war sehr entspannt und nur einmal herrschte kurz Aufregung. Wir waren beide unter Deck, als wir Delphin-Laute vernahmen, allerdings ungewöhnlich laut! Draußen erwartete uns ein ca. drei bis vier Meter langer, schwarzer Koloss, der uns tief in die Augen blickte und abtauchte bevor wir ihn gerammt hätten. Wie zum Abschied tauchten seine gewaltigen Flossen in der Ferne noch einmal auf, bevor er verschwand.


Grenada kam in Sicht. Auf der Karte sah man im Süden der Insel so kleine fjordähnliche Buchten. Wir liefen mit St.Davids eine der ersten an, in der man sogar einklarieren konnte. Nun kamen wir immer näher und einfach alles war grün. Die gesamte Insel unter einer tiefgrünen Decke. Nur an der Küste lagen ein paar Felsen, die wir fleißig umschifften und ließen unseren Anker in einer Traumbucht sinken. Um uns herum reichten die Mangrovenwälder bis an den kleinen Strand. Eine Handvoll Boote lagen um uns herum und es gab einen kleinen Marina Steg, wo wir mit Dinghi festmachen konnten. Dann stellte sich allerdings raus, dass man hier nur zwei Tage die Woche einklarieren konnte. Wir blieben also vorerst illegal an Land und es zog uns zur Bar, denn ansonsten gab es auch nichts.


Sofort wurden wir von einem leicht aufdringlichem Kanadier willkommen geheißen und zum Barbecue eingeladen. Das klang verlockend. Also gingen wir noch zusammen mit ein paar Schweizern die einzige Straße entlang bis wir an der ersten Kreuzung auf ein paar Locals stießen, von denen einer, direkt an der Straße tiefenentspannt grillte. Das Angebot war überschaubar: Hühnchen oder Schwein(wir nahmen einfach mal beides. Der Teller voller Fleisch wurde dann noch mit einer würzigen Soße übergossen und so bekamen wir das in die Hände gedrückt. Einfach nur Fleisch, zart und aromatisch und vor allem überhaupt mal wieder richtig gutes Fleisch!!! Das war toll, aber ganz schön mächtig. Zum Glück lud uns ein Einheimischer ein, den typischen Rum zu probieren und warnte uns netter Weise vor, sofort mit Bier nachzuspülen..


Lecker wars, allerdings hat Rum hier 69% Alkohol, sodass nicht mal mehr die Eiswürfel schwimmen würden... (Die „standartmäßigen“ 40% werden hier als „Light Rum“ verkauft...)
Solche lustigen Begegnungen sollten für uns noch häufiger vorkommen. Am nächsten Morgen waren wir auf der Suche, nach was essbarem, doch der Shop an der Kreuzung den wir abends gesehen hatten war tagsüber zu. Also wurden wir von einem Laden zum nächsten geschickt, bis wir ein paar Kokosmuffins und Käse organisieren konnten. Das war ganz einfach, denn wir fragten nach Brot und Käse und bekamen das, was es gab. Denn Auswahl gab es nicht. Die Muffins, die in einer alten Öltonne mit Holzfeuer oben drauf gebacken wurden, waren jedenfalls lecker. Auf dem Rückweg pflückten wir auch noch eine reife Papaya und ein paar Kochbananen, die einfach so neben der Straße wuchsen. Glücklich stiefelten wir zum Boot zurück und kochten Panneköken aus Kokosmilch, weil uns Milchpulver zu blöd war und wir nichts anderes gefunden hatten. Wir bastelten noch ein bisschen am Boot rum und trafen uns Abends bei den Schweizern an Bord und schnackten ausgiebig. Lustig war, als wir sie einmal in der Bar getroffen hatten und sie zu Lennart meinten: „ Hey, wir haben dich im Internet getroffen!“

Dann ging es ans Einklarieren: Zwar öffnete das Customoffice zwei Stunden nach der eigentlichen Öffnungszeit, aber das wurde mir im Vorhinein schon mitgeteilt. Also wartete ich nur kurz, bis ein junger, lockerer Typ kam und mich ungläubig anstarrte, als ich einklarieren wollte. Man solle sowas in größeren Häfen machen meine er, nur was ist dann sein Job? Jedenfalls saß ich dann eine Weile in dem auf Eiseskälte runterklimatisierten Büro und wartete, bis er die richtigen Zettel gefunden hatte. Ich fühlte mich ein bisschen wie im Klassenzimmer einer Schule. In den Tisch hatte jemand reingeritzt, überall lagen Schreibutensilien, die natürlich schon fleißig bemalt wurden waren und der Officer saß die ganze Zeit am Handy. Ich bekam einen Durchschreibeblock, oder wie halt diese Blätter mit Kohle oder so heißen, die meine Generation garnicht mehr kennt. Jedenfalls musste man ordentlich aufdrücken und hat so gleich mehrere Formulare gleichzeitig ausgefüllt. Eine erhebliche Erleichterung, wenn man keinen Kopierer hat. Dann sollte ich auch noch genau 58,10$ zahlen. East-Caribbean Dollar(Ja es gibt auch hier einen Währungsunion), nur war ich ja eigentlich noch garnicht eingereist.. Ich wechselte also Geld, während er fleißig am Handy spielte. Nachdem das geschafft war, meinte er doch tatsächlich zu mir ich soll in einer Stunde wieder kommen, damit der Immigrationofficier dann den Stempel in unserer Pässe machen konnte. Das hat er tatsächlich zwei Stunden später auch gemacht und endlich waren wir offiziell eingereist.


Nebenbei probierten wir auch noch unsere Windfahne schweißen zu lassen. Denn daran war auf dem Atlantik eine 2cm lange Schweißnaht gerissen. Keine große Sache dachten wir uns. Doch Pustekuchen. Natürlich kam nicht, wie am Vortag vereinbart gleich morgens ein Schweißer zu unserem Boot. Als ich mich zwei Stunden später erkundigte, sollten wir also doch am besten die Windfahne abbauen(gar nicht so einfach) und ihm bringen. Ich meinte, dass würde sich doch auch schnell am Steg machen lassen.. Naja er musste seinen Supervisor fragen. Ein unfreundlicher Typ, den ich immer nur an der Bar getroffen habe. Der machte uns einen Kostenvoranschlag von US$ 300!! Für 10 Minuten Arbeit. Als wir leicht ungläubig fragten, ob er sich vertan hatte meinte er nur so etwas wie: „Das ist, warum du Segler bist und kein Unternehmen führst“ Aha. Wir segelten also weiter. In eine fast vollkommen geschlossene Lagune mit Mangrovenwäldchen rund herum. Das wäre ohne die teueren Villen drum herum bestimmt noch schöner gewesen, aber immerhin schwammen riesige Schildkröten um uns herum.


Nun ging es nach St Georges, der Hauptstadt Grenadas. Hier ankerten wir mit vielen anderen Yachten verschiedener Nationen. Nur leider geht man in der Menge unter. Man kann ja nicht wie sonst zu jedem Boot ranfahren und mal „Hallo" sagen. Dafür gibt es einen Supermarkt mit Dinghisteg. Und vor allem mal wieder eine gute, ansatzweise bezahlbare Auswahl. Wir deckten uns ordentlich ein und gönnte uns einen Roti. Ein Überbleibsel Indischer Kultur, also ein Wrap mit Curry, Kartoffelbrei und Fleisch gefüllt. Leider war das Hünchen darin samt Knochen zerhackt. So wurde aus dem kurzen Snack ein langes Gefummel und Knochengespucke.. Auf der Suche nach Internet fanden wir sogar einen guten Marinestore. Verträumt streiften wir durch die Gänge, in den es so ziemlich alles gab, was man sich als Bootsbesitzer wünschen kann. Nur halt viel zu teuer.


Nun wollten wir endlich ins Innere dieser grünen Insel. Also stiegen wir in einen Bus. Doch der fuhr eine ganze Weile nicht los, denn man hat ja unendlich viel Zeit in diesem Land und man fährt erst, wenn der Bus voll ist.. Uns war das egal, wir kamen da an, wo wir hinwollten und liefen ein paar
Meilen bergauf um die Concord Wasserfälle zu besuchen. Immer wieder bestaunte wir die vielen verschiedenen Pflanzen, die den Weg entlang wuchsen und befragten hin und wieder jemanden, was das denn sei. Stets freundlich halfen uns die Einwohner weiter. Einer schlug uns sogar die Frucht der Kakaopflanze auf, um uns die Bohnen zu zeigen(eine schleimige Angelegenheit). Wir trafen auch auf Kochbananen, Sternfrüchte, Kokosnüsse und Muskatnüsse und noch mehr, doch nicht immer waren die Locals durch ihre Ganjawolke zu verstehen.


Nach ein paar Meilen dem Flusslauf hoch folgend trafen wir auf den ersten „Wasserfall“, mehr ein steil fließendes Rinnsal, für das man auch noch Eintritt zahlen sollte. Wir gingen dran vorbei zum nächsten. Der Weg wurde anspruchsvoller. Man überquerte Flüsse und suchte sich den Weg mehr zusammen als das man ihn sah und zum Ende hin kletterten wir nur noch drauf los. Mit Erfolg, denn auf einmal sahen wir den Wasserall und das kleine Becken, in das er stürzte. Nach einem kleinem Mittagsnack gingen wir dort baden. Das war wunderschön. Zu Anfang kam es mir noch sehr kalt vor. Das Karibische Meer hat ja immer über 24°C. Doch es war einfach zu schön in dem klaren Wasser herumzuspielen. Dann fiel uns auf wieso. Das war unser erstes Süßwasserbad dieses Jahr. Seid der Abfahrt von den Kap Verden hatten wir ja nicht mehr geduscht, sondern springen ständig über Bord um uns zu erfrischen. Lennart konnte zehn Minuten lang über nichts anderes reden, als wie schön das war. Erfrischt machten wir uns auf den Rückweg. Immer wieder trafen wir Leute, die neben der Straße arbeiteten und unterbrachen um mit uns zu sprechen. So ließ uns Sandy was probieren, was er Golden Apple nannte. Das hat auch ganz gut geschmeckt, aber ein merkwürdig stachliges Inneres. Er zeigte uns auch, was er noch so anpflanzte und was man damit so machen konnte. Dann gab er uns noch eine lila Süßkartoffel mit und wir fuhren wieder zu unserer Andiamo.


Denn es musste mal wieder was geschafft werden. Unser Dinghi hatte ein Leck. Und so waren wir stundenlang an Bord gefangen, bis der Kleber getrocknet war. In der Zeit werkelten wir fleißig. Alle möglichen Kleinigkeiten beschäftigten uns nahe zu den ganzen Tag, doch abends wollten wir dann was erleben, uns unter die Leute mischen, doch uns wurde gesagt, dass niemand in St. Georges ausgehen würde. Man müsste weiter südlich nach Grande Anse. Man sagte uns auch, es gäbe keinen Bus, doch kurz darauf stiegen wir in einen, der wie üblich mit Vollgas durch die Nacht heizte und uns an einer Bar rausließ. Dort stellten wir fest, dass es fast nur Medizinstudenten gab. Aus aller Welt kamen wohl die Leute um hier im Paradies zu studieren. Die einen weil man eher angenommen wurde und die anderen wegen der günstigen Gebüren(„nur“ US$13.000 pro Semester). Sie waren jedenfalls jung und nett und der Abend gut.


Wir wollten noch ein Mal wandern gehen, auf dieser tollen Insel, doch es war Sonntag und wir wunderten uns schon, warum so wenig los war. Woher sollen wir auch wissen welcher freie Tag heute ist? Jedenfalls fuhren keine Busse. Also blieben wir in St Georges. Manche Häuser und Straßen sind wirklich schick. Doch nach einem kurzen Spaziergang hatten wir schon fast die ganze Stadt erkundet, die außer die paar Häuser und die schöne große Bucht um die sie sich zwängt, für uns eher wenig zu bieten hat.


Am nächsten Tag konnten wir also wandern gehen. Wir hatten uns, weil es so schön war wieder Wasserfälle rausgesucht. Die Seven Sisters dieses Mal. Wie im Reiseführer beschrieben, mussten wir bei dem grummeligen Grundstücksbesitzer einen schmalen Taler lassen und bekamen dafür zu kurze Stöcker aufgezwungen, aber immerhin durften wir ohne Guide los laufen, nachdem uns mehrmals der Weg beschrieben worden war. Nach einem kurzen Stück trafen wir dann tatsächlich auf zwei kleine Wasserfälle. Zwei, nicht sieben! Da muss es noch mehr geben, dachten wir uns. Doch der Local vor Ort meinte zu uns: „Warum willst du hochgehen? Hier ist es so schön! Manchmal gehen welche hoch, dann verlieren sie sich, fallen runter, oder kommen nie mehr wieder!“ Wie motivierend. Wir liefen weiter und der Weg verlor sich nach wenigen Metern im nichts.. Nicht, dass uns das entmutigte. Wir versuchten den nächsten und fanden uns auf einmal an ein paar Wurzeln den Berg, neben der Wasserfällen, bezwingend wieder. Oben angekommen schauten wir schnaufend in den tiefgrünen, ruhigen Dschungel. Wir folgten einem kleinem Trampelfahrt. Bald erkannten wir, dass wir zwar wohl nicht mehr auf Wasserfälle stoßen würden, aber dafür immer wieder auf kaum sichtbare Markierungen. Also würden wir uns immerhin nicht verirren. Und weil es so schön war stapften wir zwei Stunden lang durch den Urwald. Wir waren allein, zwischen lauter tropischen Pflanzen und genossen eine Abgeschiedenheit, die man an Land selten antrifft. Ab und zu machten wir auch eigene Markierungen am Wegrand, nur um sicher zu gehen und hofften inständig, irgendwann mal anzukommen. Kamen wir auch, an der Zufahrtsstraße, die wir mit dem Bus passiert hatten. Dort snackten wir erstmal gemütlich und nahmen den nächsten Bus zurück. Ich glaube wir gehören ab jetzt zu den Leuten, der Geschichte des Locals, die man nie wieder sah. Ein toller Tag.


Ja Grenada war großartig. Ein grüner Traum für Wanderer und Blauwassersegler. Wenn man die Kreuzfahrtschiffe und ihre Urlauber ignoriert wirkt diese Insel noch super erfrischend natürlich. Man findet sich oft in Gegenden wieder, in denen sich sonst keiner rumtreibt und wenn man doch mal auf jemanden trifft und es ein Einheimischer ist, dann stößt man stehts auf Interesse und Freundlichkeit. Uns wurde geholfen, die Insel gezeigt und erklärt(außer warum es so gut wie keine Mülleimer gibt). Nach all dem blauem Atlantikwasser fühlen wir uns hier aufgenommen. Angekommen in der Karibik, im Grünen, im Abenteuer. Grenada ist für uns das Kap Verde der Karibik. Es ist der Ort für uns, den man ersegelt haben muss um die Karibik erreicht zu haben und vor allem ist alles Grün!
Ahoi! Lennart und Valentin












































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