Martinique: Klein Europa mit tausend Masten

Die Zeit des Kreuzens ist vorbei. Die Inseln weiter nördlich liegen nicht mehr genau im Wind. Das ist schon mal super. Auch der Äquatorialstrom macht weniger ärger und so hatten wir einen schönen Anlieger nach Martinique. Mit ordentlich Geschwindigkeit ging es in nur wenigen Stunden zurück nach Europa. In Le Marin sahen wir erstmal Boote, sehr viele Boote. Tatsächlich habe ich noch nie so viele Masten gesehen in meinem Leben. Tausende Schiffe liegen dort vor Anker, an Moorings oder in den Marinas und genießen die Vorteile in Frankreich: EU-Roaming, Käse- & Weinauswahl und günstige Preise in Euro. Das Einklarieren war wieder schnell gemacht, sodass wir uns dann dem Supermarkt mit Dinghisteg widmen konnten. Mit offenen Mündern steuerten wir durch die Gänge. So eine Auswahl hatten wir lange nicht mehr gesehen. Wir deckten uns mit Baguette und Aufstrich ein und aßen das erste Mal wieder Brot. Naja, weißes Brot, aber immerhin knusprig mit lauter leckeren Käsesorten dazu. Was für ein Fest.

Außerdem fanden wir endlich vernünftigen PVC-Kleber um unser Dinghi mal wieder zu flicken. Das brauchten wir ja, um uns ordentlich mit den ganzen Leckereien einzudecken. Wir arbeiteten ein bisschen am Boot, als schon der erste Besucher kam. Man lud uns zum „Deutschen Stammtisch“ ein, das schreckte uns ab, aber die Happy Hour zog uns an. Da traf man tatsächlich eine deutsche Runde. Erkennbar, daran, dass sie weniger herzlich grüßen und auch keinen Platz machen. Wir lernten andere Leute kennen und trafen auch wieder auf die Schwedischen Jungs und einige Tramper in unserem Alter. Das wurde dann noch richtig nett.


Dann kam Conrad an. Der Einzige von all denjenigen, die gesagt haben, sie kommen uns besuchen, der auch kam. Wir waren gespannt, wollten unsere Lebensweise teilen, doch erstmal war Weihnachen. Lauter Kleinigkeiten kamen mit ihm als Grüße zu uns. Sehr nett. Wir gewöhnten ihn erstmal ein Tag an unser Leben. Denn es war Sonntag, da macht man in der Karibik eh nichts. Außerdem musste man ja erstmal die ganzen News von der Heimat beschnacken. Dann gingen wir kurzerhand schnorcheln. Mit dem Dinghi zum Riff. Das war wieder ziemlich zerstört, aber der Ritt zurück war um so abenteuerlicher. Es war ordentlich Wind aufgekommen und wir mussten voll gegen an. Das war eine sehr nasse Aktion, aber wir grinsten übers ganze Gesicht.


Zurück an Bord mussten wir uns erstmal von der Sonne trocknen lassen. Dazu gab es Bier gegen den Salzgeschmack im Mund. Wir redeten über Bootsarbeit, ist ja gerade Winter zuhause. Wir liehen uns von den umliegenden Booten lauter Spezialwerkzeug zusammen um das alte Öl auszupumpen und einen neuen Filter anzubringen. Erledigt. Tagesziel geschafft. Entspannt, Gesellig sein.


Wir haben uns auch zum ersten Mal wieder ein Auto geliehen. Das macht auf Martinique auch Sinn, weil A die Straßen befahrbar sind und B es nicht das tolle karibische Bussystem gibt. Wir bekamen auch einen Tipp zum Wandern im Norden. Da fuhren wir also hin, durch eine vom Vulkan begrabene Stadt, bis die Straße irgendwann endete.


Wir folgten einem Wanderweg um den Berg herum. Das war wirklich schön. Man hatte das rauschen des Meeres auf der einen Seite und das vielseitige Grün auf der anderen Seite. Die Wanderung war richtig schön. Kaum Menschen kamen uns entgegen und irgendwann verließen wir den Wanderweg sogar. Wir folgten einem Fluss aufwärts. Nach den ersten Metern wurde das schon zu einer ordentlichen Kletterpartie, um keine nassen Füße zu bekommen. Lennart war das irgendwann zu blöd und stapfte einfach durchs Wasser, während Conrad und ich über einen Baum balancierten. Ich schmierte ab und saß im Wasser. Hmm egal, wir waren da. Und badeten in einem Becken mit Wasserfall.


Nun wurde die Zeit knapp. Wir kletterten wieder Flußabwärts. Und auch Conrad landete noch im Wasser. Ziemlich nass stiefelten wir zurück zum Auto. Das wurde ein Wettlauf gegen die Sonne. Den kann man in der Karibik nur verlieren. Die Sonne geht verdammt schnell unter. Die letzten Meter ließen wir vor Dunkelheit fast blind zurück, dabei gab es lauter Wurzeln, die einem in die Quere kamen. Wir erreichten das Auto ohne Verluste und schafften es auch grad noch so zurück zur Marina bevor die unser Schlauchboot einschließen wollte.


Den Tag drauf erkundeten wir noch die Ostküste, wo wir durch ein Mangrovenmoor wandern konnten und uns durch üble Straßen den Weg zu einem verlassenen Strand erkämpften. Dort
waren nur wir drei, der Wind und das Meer. Wirklich sehr schön, verlassen, unberührt. So genossen wir die letzten Sonnenstrahlen. Fort-de-France ließen wir gekonnt aus und verbrachten nur noch eine letzte Nacht in der am nördlichsten gelegenen Bucht um den „Sprung“ nach Dominica zu verkürzen. Darauf waren wir sehr gespannt. 
Bis dahin Lennart, Conrad & Valentin


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