St. Lucia: Drive through im Paradis


„Ihr seid in der Karibik, ihr habt kein Stress!“ Ha, von wegen. Zwei Wochen ist der letzte Post her und ich hatte nicht eine Minute übrig zum Bloggen. Leider, denn wir haben so viel erlebt. Und je mehr wir erleben, desto weniger schreiben wir. Warum? Weil man sich mit der Sonne morgens gegen sieben aus der Koje schält und erstmal den Tag beginnt. Dann hatte man sich lauter Sachen vorgenommen, die man sowieso nicht schafft denn meistens trifft man dann auf irgendwen mit einem gutem Tipp und wirft den ganzen Plan über den Haufen. So erlebt man dann viele aufregende Momente und fällt danach wieder total erschöpft in die Koje. Das Leben in der Karibik ist erfrischend, voller Überraschungen, aber auch verdammt kräftezehrend, wenn man so viel auf einmal macht.


Nun mal zum eigentlichen: Die Überfahrt nach St. Lucia verlief relativ ereignislos. Das wollten wir ändern. Also ließ ich mich auf dem Dinghi absetzten, bewaffnet mit einer Kamera. Und so trieb ich da gemütlich umher, irgendwo in Richtung Panama. Während ich da herum schaukelte geriet Lennart mächtig ins schwitzen. Ein Manöver nach dem anderen fuhr er um mich herum. Damit mal ein paar schicke Bilder von Andiamo in Fahrt entstehen. Das klappte auch ganz gut, sogar mit den Pitons im Hintergrund. 3000 Bilder später sollte Lennart mich wieder einsammeln. Das war garnicht so einfach. Ich trieb einfach wesentlich schneller als Andiamo und der Festmacher vom Dinghi war schlicht zu kurz. Weil Lennart sich wie üblich keine Hilfe erlaubt fuhr er also ein neues Manöver, was vor sah, dass ich zu ihm hin treiben würde. Das tat ich auch, verdammt schnell und direkt auf den Bug von der hart am Wind stehenden Andiamo zu. Treffer, aber zum Glück nicht versenkt. Mit unserem altem Dinghi wäre ich nach dem Einschlag bestimmt unter gegangen. Doch nun konnte ich mich endlich am Boot festhalten und wir segelten die letzten Meter zu den Pitons.


Auf dem Weg in die Bucht kamen uns auch noch Delphine entgegen und, wie soll es auch anders sein ein Mooringboy. Mist, auf Korallen dürfen und wollen wir nicht ankern, wir wollen aber eine Nacht in der Bucht verbringen und handeln die Boje noch um ein paar Dollar runter. Zum Glück, als wir zahlen stellen wir fest: Wir sind Pleite. Wir drücken ihm ein paar letzte EC$ in die Hand. Es reicht ihm. Nun verbringen wir eine Nacht zwischen den beiden großen Zipfeln, an die man immer gedacht hatte, wenn es um St. Lucia ging. Es war auch ziemlich eindrucksvoll.


Morgens schnorchelten wir noch eine Runde. Wir sind immer noch enttäuscht. Die Hurricanes zerstören wohl die Riffe mehr als man denkt. Klar, Schwimmen da ein paar bunte Fische rum und man sieht ein paar Korallenformationen, aber so ganz farbenfroh, wie man sich das vorstellt ist es einfach nicht. Die geführten Wandertouren auf die Pitons können wir uns nicht leisten, wir fahren weiter bis nach Castries. Der Fluss in die Mangroven sah auf der Karte schön aus, ist aber ganz schön voll und sehr touristisch. Wir können einklarieren, wie üblich: keine große Sache. Geld hingegen gibt es am Automaten keins. Am nächsten morgen stapfen wir ins Dorf. Es gibt nicht viel, aber ein paar Stände. Mit einen paar letzten gefundenen Dollars wollen wir Grapefruits kaufen. Die günstigste und vor allem erfrischendsten Früchte hier. Eigentlich kaufen wir nur fünf, bekommen aber den ganzen Rucksack voll gestopft, auch ein paar Sternfrüchte gibt es dazu. Fröhlich wandern wir zurück zum Boot und machen uns auf den Weg.


Es ging in die Rodney Bay. Viel diskutiert unter Seglern. Für die einen ist sie Schauplatz von Diebstahl und Überfällen, für andere ein Must-Do der Karibik. Wir verstehen den „Hype“ nicht. Im Endeffekt ist es nur eine riesige Bucht. Viel Platz, viele Boote, viel Anonymität. Gefällt uns nicht. Wir lernen lieber alle Yachties einer Bucht kennen. Das geht hier nicht so einfach. Schade. Auch Schade dass es nach wie vor kein Bargeld gibt. Aber eigentlich ist das auch egal. Wir müssen ja weiter. Wir erschnorcheln noch eine kaputte Angel und viel Plastikmüll. St. Lucia konnte uns nicht bezaubern, aber dafür haben wir ihr auch kaum Zeit gegeben. Es geht weiter. ¡Andiamo!




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