British Virgin Islands (BVIs): Hurrikanmassaker auf den Jungferninseln


Jetzt online: Andiamo bei bei SY7Seas zum Talk. Auf YouTube könnt ihr jetzt auch mal die Stimmen hinter unserem Blog hören, die Andiamo besichtigen und erfahren, wie wir auf die Idee einer Atlantikrunde gekommen sind und vieles mehr.


Unsere Zeit in der Karibik neigt sich langsam dem Ende zu, doch noch war es zu früh, um sich auf den Atlantik vorzubereiten, also ging es zu einer letzten Inselgruppe, den BVIs. Die Fahrt dorthin, war ein Vorwindkurs mit kaum Wind, also dümpelten wir gemächlich unter den Sternen dahin. Morgens waren die ersten Inseln auch schon zu sehen, aber der Wind nahm immer weiter ab. Wir hatten ja Zeit, also trieben wir einfach mit unseren drei Knoten weiter und stahlen uns zwischen zwei Felsen in den Sound, das Gewässer umgeben von den BVIs. Dort sah man haufenweise Segler. Also die Kleinen Antillen sind ja schon überlaufen, aber im Vergleich würde man sich dort vermutlich einsam fühlen. Charterkatamarane soweit das Auge reicht. Dazu reger Funkverkehr auf (Not-)Kanal 16. „Hey Delos, wir folgen eurem Blog“ und solche Geschichten..


Irgendwann sammelten wir dann wegen einer völlig fehl am Platz wirkenden Regenwolke die Segel runter und tuckerten nach Road Town, der Hauptstadt. Kleiner Tipp: Macht das nicht! Wir sind dort eine Weile rumgefahren und als wir dann einen vermeintlichen Ankerplatz gefunden hatten und Lennart einklarierte kam ein Pilotboot und scheuchte mich weg. Nagut, also holte ich den Anker alleine hoch und trieb dann eine ganze Weile im Hafen umher bis Lennart fertig war und wir uns eine gemütliche Bucht suchen konnten.


Schöne Buchten gab es tatsächlich zu Hauf. Weiße Strände, flaches, klares und türkises Wasser: ein Traum, wenn da nicht überall Wracks rumschwimmen, liegen würden. Mal an Land, mal noch im Wasser. Entmastete und zerstörte Schiffe lagen überall. Die letzten Hurricanes haben die Charterflotte wohl ordentlich dezimiert (haben gehört, dass 2/3 der Boote zerstört wurden). Unvorstellbar, welche Gewalten es dafür braucht und vor allem, wie voll es hier vorher mit Booten gewesen sein muss, denn jetzt schon waren hinter nahezu jedem Riff, Sandhügel oder Inselchen reihenweise Moorings und noch mehr Boote.


Über unsere gesamte Zeit stellten wir immer wieder fest, das Segeln hier ist einfach klasse. Man hat den schönen Passatwind, aber dafür kaum Welle und segelt die ganze Zeit nur bei geringer Tiefe, sodass das Wasser besonders karibisch wirkt und man all die Fische darin rumspielen sehen kann. Deshalb fuhren wir einfach mal drauf los. Doch in der vom Reiseführer empfohlenen Bucht ging überhaupt nichts ab und anzusehen gab es erst recht nichts, es sei denn man steht auf Trümmer und Staub. Die Inseln sind trocken und wir vermissen die Regenwälder Grenadas..


Aber es kann auch so sehr sehr schön sein. Zum Beispiel wenn man nur hinter einem kleinen Sandinselchen (Sandy Spit) ankert. Die war wirklich nur ein Häufchen Sand mit ein paar Palmenbabys. Als dann Abends alle Besucher weg waren fingen wir an. Denn über den Tag hatten wir fleißig Holz gesammelt, aus toten Korallen eine Feuerstelle gebaut und Stockbrotteig vorbereitet. Dann brutzelten wir los und philosophierten darüber wann wir das letzte Mal überhaupt Stockbrot gemacht haben und wie schön es wäre wieder mit unseren Freunden von der Segelschule auf dem Dänholm zu grillen. Ja inzwischen denken wir schon recht viel an die Rückfahrt und was dort wohl auf uns wartet.


Ein großes Highlight stand an: Vollmond. Das wird hier gefeiert und dann war es noch der größte Mond für die nächsten 70 Jahre oder so. Aber die Bar, wo wir den Locals bei ihrer halozigenen Pilzkultur zumindest zusehen wollten war weggeflogen. Nagut also verholten wir uns nach Trellis Bay, wo es eine familienfreundliche Version der Fullmoonparty gab. Vor allem haben wir dort Freunde getroffen und es gab Pils im Angebot. Das ist uns viel lieber als Pilz! Das war dann auch noch eine richtig nette Feier mit großen brennenden Lagerfeuern in „Stahlkugelskulpturdingern“, ein riesiges Netz gefüllt mit Bootsmatratzen zum Chillen und gesellige Spiele mit denen, die bis zum Ende durchgehalten haben. Ein toller Abend, für den wir gerne den nächsten Tag in der Sonne litten.


 Also ging es einfach einen Tag später nach Jost van Dyke, eine nach einem holländischen Piraten benannte Inseln, wo wir endlich in eine Bar schwimmen wollten, wo die nassen Dollarscheine dann mit Klammern an einer Leine trocknen. Doch die „Soggy Dollar Bar“, die aufgrund dessen bekannt wurde, war auch nur noch touristisch. Dafür war der Strand mal wieder besonders schön und wir verbrachten noch einen letzten Abend mit Frank und Daggie, die gegen späten Vormittag zur Dominikanischen Republik aufbrechen wollten.


Als wir dann mittags rausguckten und sie immer noch da waren wunderten wir uns schon ein wenig. Über Funk kam dann die Bitte, ob wir mal rüber kommen könnten. Gesagt getan, aber auch wir konnten nur feststellen, dass sich eine seiner zwei Maschinen nicht mehr starten ließ und der Anlasser defekt ist. Wir blieben während des Ankermanövers noch an Bord um notfalls unterstützen zu können, woraufhin sich natürlich unserer Dinghyfestmacher in der Schraube des zweiten Motors verfing. Wie es so ist kommt immer alles auf einmal. Im Eiltempo ging der Anker wie auf Grund und kurz vorm Strand hielt er dann auch endlich. Das war sehr Nervenaufreibend! Also schnitten und rissen wir mühselig die Leine aus der Schraube und SV Hanavave konnte endlich aufbrechen. Eine wirklich nette Bekanntschaft!


Wir zogen etwas später weiter und lauschten aufgeregt der Funke, als ein „Pan-Pan, Pan-Pan, Pan-Pan: Wir werden angegriffen“ kam. Oh oh, erleben wir doch noch ein Pirateriefall? Naja jedenfalls schilderten sie dann der englischen Küstenwache, wie sie so gerade von einem Motorboot verfolgt würden. Doch daraufhin drehte der wahrscheinlich einfach nur schnellere Angler wohl ab. Jedoch mischten sich die US Coastguards ein, nur leider nicht mehr über UKW.. Wir fühlten uns nach wie vor sicher und liefen in die nächste Bucht ein. Auch hier war so ziemlich alles weggefegt worden. Aber wir fanden eine Bar mit Wifi um Lennart mit seinem Mini zum Silverrudder anzumelden. Sonnst hat es eigentlich den ganzen Tag nur geregnet. Das erste Mal schlechtes Wetter von Dauer seit der Atlantiküberquerung Anfang Januar..


Die folgenden Tage segelten wir immer ein bisschen und gingen danach schnorcheln. Von bunten Höhlen über große Wracks bis hin zu fischreichen Riffen. Die BVIs hatten einiges zu bieten zumindest auf und in dem Wasser. An Land gingen wir wenig. Doch dadurch hatten unsere Vorräte gelitten, bzw. Waren halt aufgebraucht. Also liefen wir Spanisch Town an. Frisch verproviantiert haben wir dann eine neue Feisch Zubereitungsart für uns entdeckt. Schnitzel, denn wenn man nicht darauf rumkloppt, ist das bezahlbare Fleisch einfach zu zäh.


Wir ankerten übrigens zwischen Strand und Riff, ziemlich alleine und genossen die Ruhe. Eines Abends machten wir uns auf zu meinem absoluten Highlight der BVIs: die Baths. Das sind riesige Steine, die dort am Strand rumliegen. Wir ließen unser Dingy an einer Boje und schwammen an den Strand. Von dort aus kann man sich bis zur nächsten Bucht durch die eindrucksvollen Felsen schlängeln. Das ist ab und an ziemlich eng, oder man muss ein Stück klettern oder schwimmen. Ein richtiges kleines Abenteuer.


Dort trafen wir auch ein paar Leute, die uns prompt an Bord einluden. Bier und Abendessen inklusive. Das Schiff war ein Lagoon 45, also so ein typischer großer Charterkatamaran, nur in Privatbesitz. Auch dieser hatte die übertriebene „Unterwasserbeläuchtung“. Wir dachten immer, das wäre Prestige, aber wenn man auf dem Schiff sitzt versteht man das. Es macht aus dem dunklem Wasser um einen herum eine Art riesiges beleuchtetes Aquarium, das die Fische geradezu anzieht. Ganze Schwärme spielen in dem Licht und werden auch mal ordentlich gejagt. 
 Das kann man sich ewig anschauen.


Wir ankerten noch an weiteren schönen Plätzen, aber so richtig was zu tun gab es nicht mehr und vor allem waren wir schon heiß auf die Vorbereitungstage auf St. Martin. Also machten wir uns auf den Rückweg. ¡Andiamo!

































































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