Saint Martin: Zwischen Gesseligkeit und Bootsarbeit


Nichts gesehen und trotzdem vollauf glücklich wäre die Kurzfassung unseres Aufenthalt auf St. Martin. Über eine Woche waren wir da und haben nur ein mal ein Ausflug zum Maho Beach gemacht, wo die Flugzeuge einem die Haare verwirbeln. Doch warum sind wir dann so lange da geblieben, was hat uns dort gehalten, zwischen all den Wracks? Es war mal wieder die Geselligkeit. Und die hatte ich wirklich nötig. Denn die Überfahrt von Montserrat war nicht so wie erwartet. Also Anfangs schon, wir heizten mit über 6 Knoten dahin, sodass wir nur noch die Fock stehen lassen haben um nicht mitten in der Nacht anzukommen. Wir aßen noch lecker Pasta und dann ging es an die erste Nachtwache seit der Strecke Barbados-Grenada, Mitte Januar. Eigentlich freute ich mich sehr auf die Ruhe, das Alleinsein und die Sterne. Doch das Wetter wurde ganz schön ungemütlich. 


Mit der Nacht zogen wie üblich Wolken auf, eher eine ganze Wolkendecke. Sterne? Fehlanzeige. Der Wind nahm ab also nahm ich das Großsegel wieder hoch. Das dritte Reff reichte für eine optimale Geschwindigkeit. Die erste Squall setzte ein. Ich wartete erst ein wenig ab, doch ein dauerhafter Surf mit über 7 Knoten trieb mich dann doch in den Regen um das Groß erneut zu bergen. Als alles klariert war, war der Spuck aber auch schon vorbei. Doch auch ohne Großsegel waren wir weiterhin schnell genug. Ich verkroch mich wieder in die Kajüte, musste aber ständig den Kurs korrigieren. Mit jeder Wolke änderte sich die Windrichtung. Noch ein Squall zog durch. Dieses Mal heftiger und länger. Rauschend heizten wir durch die Nacht. Lennart eierte in der Koje umher. Das Dinghy zuppte gewaltig, nach jedem Surf. Die achterlichen Winde bließen den Regen rein. Es war nicht weiter schlimm, aber keinen Falls mit den ruhigen Nächten auf dem Atlantik zu vergleichen. Und um dem allem noch eins oben drauf zu geben setzte nach dem dritten Squal der Wind vollständig aus. Die Fock schlug in den Wellen, die Beschläge klappern, wir dümpeln nur Müde umher. Ein wirkliches negativ Beispiel für Segeln in der Karibik, was sonst so schön ist. Kurz vor Lennarts Schicht setzt wieder ruhiger gleichmäßiger Wind ein. Ich koche ihm noch einen schwarzen Tee und verstecke mich in der Koje. Als ich aufwache, weil mir die Sonne ins Gesicht fällt sitzt draußen ein bestens gelaunter Lennart. Er musste sechs Stunden lang weder Kurs noch Segelfläche verändern und nun saß er am Steuer, während wir auf dem strahlend türkisem Wasser St. Martin rundeten.


In der Marigot Bay angekommen sichtete ich ein uns gut bekanntes Schiff. Das grüne Schiff, die Umiak, unsere Freunde, kennengelernt auf den Kap Verden, wiedergesehen auf Barbados und nun auf St. Martin. Anstatt wie sonst bis nach ganz vorne zu fahren und möglichst nah an Land zu sein, drehten wir ab, überraschten sie und warfen genau neben Ihnen den Anker. Nach einem kurzen Hallo verabredeten wir uns später zum schnacken und klarierten ein. Typisch für französische Inseln ging das ganz fix am Rechner für ein paar Euro. Danach begann der spaßige Teil. An Bord der Umiak wurde sich ordentlich ausgetauscht und auch ordentlich eingeschenkt. So verbrachten wir da den gesamten Nachmittag und bis spät in die Nacht inklusive Abendessen und jeder Menge Geselligkeit. Und so sollte es weitergehen. Wenn man vormittags was am Boot gearbeitet hatte und dafür noch ein paar Teile besorgt hatte, fuhren wir danach einfach schnell mal nebenan ran, um hallo zu sagen und wurden prompt an Bord eingeladen. Nachdem man so die typischen Gespräche über Lieblings Buchten, Inseln und Aktivitäten „abgeschnackt“ hatte wurde es inniger, oder auch vielseitiger. Wir verstanden uns prächtig. Tag für Tag haben wir die Anwesenheit von Ansgar und Katja genossen.


Und selbst wenn man mal ganz woanders war traf man sich eben dort. Denn ein Tag wollten wir zum Maho Beach. Wann kann man mal an einem Strand liegen, wo Flugzeuge nur knapp über einen fliegen? Andererseits, wer will das? Anscheinend viele. Jeder wollte ein Selfie mit Düsenjet und der Strand dort war auch unglaublich schön nur für uns zu überfüllt. Das interessanteste war auch eigentlich der Weg dorthin. Wir hatten einen Dinghyausflug gemacht. Mit Extrakanister ging es in die große Simpsons-Lagune und schon waren wir auf Sint Maarten (Holländischer Teil). Auch da lagen jede Menge Hurrican Wracks. Das Wasser war durch den ganzen „Sondermüll“ schon undurchsichtiger als der Sund bei uns zu Hause und das Seegras war merkwürdig mutiert?! Und es war jedenfalls eine ziemlich traurige Stimmung, da konnten auch die Villen mit ihren Motoryachten vor der Tür nicht so richtig Eindruck schinden. Wir fuhren aber mit unserem Schlauchboot in eine Nebenlagune, umgeben von einem Golfplatz, vertäuten das Dinghy an einer Mangrove und waren so schon ziemlich nah an Maho Beach. Bloß wurden wir von den Locals immer wieder in verschiedene Richtungen geschickt, bis wir einfach den Flugzeugen folgten und letztendlich den Ort fanden. Nach dem hundertsten Flugzeug reichte uns das dann aber auch, und vor allem waren wir noch mit Ansgar und Katja an einer Bar verabredet, die sie gefunden hatten.


Wegbeschreibung: Neben dem Wrack (sehr lustig), da wo steht: „hier nicht anlegen(haha), außer ihr kauft Drinks“(na immerhin) Wir fanden das Wrack, sah aus wie ein altes Piratenschiff und das Schild und die dazugehörige Bar. Eine wirklich schöne Kneipe. Also naja ein nettes Ambiente und sehr sympathische Bedienungen, die auch gerne mal ausgaben und mittranken. So entdeckten wir dann das derzeitige Hitgetränk: den Painkiller. Dazu gab es noch das schnellste Wifi der Karibik und Besuch von der Umiak, die auch schnell rüber kamen, was geht, wenn man genug PS hat. Dort redeten wir noch eine Weile, bis die Sonne schon langsam unterging. Mit den Worten: „Fahrt nicht zu schnell Kinder!“ Verabschiedeten sie sich und zogen gleitend davon. Mit unsern 5 Ps erreichten wir dann eine halbe Stunde später wieder den Ankerplatz, wo sie uns verschmitzt zuwinkten.


So vergingen die Tage, meistens zu viert. Zusammen in der Bar, zusammen im Internet, zusammen an Bord. Klingt vielleicht langweilig war aber perfekt, schon fast wie eine Familie. Die Umiak trägt den Beinamen „Partyschiff“ nicht umsonst, den die Gläser werden niemals leer und die Stimmung ist immer gut. Wir grillten sogar zwei Mal auf ihrem Stahlwunder. Ein Traum der Geselligkeit. Und so wurde aus den geplanten wenigen Tagen zum verproviantieren und etwas Bootsarbeit über eine Woche, auf einer Insel, von der wir eher nur beiläufig was gesehen haben. Und weil wir dann schon Mal so lange da waren, blieben wir auch noch um noch eine Crew zu treffen, die uns bei Montserrat so gut gefallen hatte. Auch bei Frank und Daggie wurden wir erstmal zum Essen eingeladen und verbrachten dann den Tag zusammen. Wir flickten auch noch ihr Dinghy, was ja inzwischen unser täglich Brot geworden ist. Nicht etwa, weil wir anderen Leuten ihr Dinghy flicken würden, sondern weil unser sich immer wieder auflöst. PVC ist wirklich nicht für die Karibik gemacht!


Nun hatten wir aber lange genug auf der Insel verbracht. Warum wir das konnten? Wir mussten leider die Bahamas aus unserem Reiseplan streichen, da unsere Rückfahrtsgedanken langsam Form annehmen. Doch dazu wird es einen eigenen Text geben.. Jetzt gilt es noch die letzten Inseln in Reichweite zu erkunden. Also machen wir uns mal auf in die Britischen Jungferninseln, ein Seglerparadis, was auch sonst.. Also !Andiamo!

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