Stralsund: Zehn Monate Vorbereitung Teil 2
Lagen wir in dem nicht vorhandenem Zeitplan? Wohl kaum und hatten wir uns auch immer mehr Wissen angelesen und unsere Aufgabenliste für unser Schiff wurde eher länger als kürzer und das, obwohl wir alles so einfach wie möglich halten wollten. Das lernten wir von einem erfahrenem Weltumseglerpaar, die sich für den Vorbesitzer, um sein Schiff gekümmert hatten. Ihren Kontakt hatten wir bekommen und uns einfach mal mit ihnen getroffen. Uns faszinierte sofort, wie sympathisch und einfach gestrickt sie waren. Von ihnen wurden wir an den Trans-Ocean e.V. herangeführt. Also wurde aus Kostengründen (nur) Lennart Mitglied und wir besuchten das Losseglertreffen. Da waren lauter Leute, die in der nächsten Zeit irgendwo durch die Weltgeschichte segeln wollen. Von den ganzen Vorträgen zu Häfen und ähnlichem nahmen wir wenig mit. Wir erlaubten uns aber einen großen Lacher als es ums monatliche Budget ging, der unseres weit überragte. Man beruhigte uns, alles sei möglich. Was uns eher in Erinnerung blieb, waren der gesellige Schnack mit den Seglern, die uns alle ihre Unterstützung anboten und die allerletzte Folie eines Vortrags: SEGELT LOS! Zu viele bleiben bei der Vorbereitung hängen, werden einfach nicht „fertig“ und belegen ein Seminar nach dem anderen. Das sollte uns nicht passieren. Das „perfekte“ Schiff gibt es nicht und die Arbeit daran endet sowieso nie.
Es ging jetzt auch an die grundlegenden Sachen. Unsere Fenster, waren hin. Wir lösten die 78 Schrauben, entfernten das brüchige Plexiglas und setzten neue und vor allem dickere Scheiben ein. Auch durch das Sprayhoodfenster konnte man nicht mehr gucken und wir ersetzten es mit einem Kumpel (Johan), der gerade den Beruf „Segelmacher“ bei der Segelwerkstatt Nordost lernt. Dort konnten wir auch zusammen mit Johan und Tipps von seinem Chef eine Sturmfock bauen und eine dritte Reffreihe ins Großsegel einnähen. Auch unsere Doradelüfter modifizierten wir, damit mehr Wasser ablaufen kann und klarierten uns zwei Spibäume (einen repariert, einen selbstgebaut) für das Passatsegeln.
Wir veranstalteten auch zwei Partys. Die Erste war die Taufe. Wir hatten den großen Namensschriftzug abgeklebt und das Boot, mit vielen Wimpeln und Lichtern geschmückt. Nachdem wir uns Mut angetrunken hatten hielten wir eine kurze Rede, eher um uns zu bedanken und tauften unser Schiff auf den Namen Andiamo. Der Tradition nach besiegelte das eine Jungfrau, ohne rote Haare oder grüne Klamotten, mit ordentlich Sekt. Danach wurde noch bis spät in die Nacht gegrillt. Kurz vor Abfahrt machten wir auch noch eine große Feier, bei mir im Garten. Alle brachten was zu essen und nette kleine Geschenke mit und es wurde lange unter einem großen Code 0 gefeiert.
Nun ging es nach dem Abi „nur“ noch zur Melges24-Europameisterschaft an den Gardasee und dann auch schon ziemlich schnell los. Den 18. August hatten wir uns als Abfahrtstermin gesetzt und sind da auch wirklich losgefahren, trotz aller noch ausstehende Aufgaben. Ganz langsam wurde Stralsund achternaus kleiner und das große Abenteuer begann. ¡Andiamo!